Hans Graf Gartenbau 3065 Bolligen

Das war die Gartenreisen nach Italien 2001

Land südlich der Alpen

Lombardei

Es ist ein wenig in Vergessenheit geraten, das nördliche Italien. Mit der Ausnahme der Seen - Lago Maggiore, und auch der immer weniger, Comer See, da hat es eigentlich gar nicht so viel Platz für Touristen und Gardasee, immer noch der grosse Knüller unter den oberitalienischen Seen - wendet man sich anderen Gebieten Italiens zu. Die langen Küsten sind immer noch sehr hübsch zum Baden und dann immer wieder die Toskana, dort, wo man die Wiege der abendländischen Kultur sucht, und den Wein, und das gute Essen. Na, ja, vielleicht war man auch schon in Venedig, alle Verliebten gehen einmal dorthin und es ist wirklich nicht zu verachten.

Die Gebiete, welche wir bereisen werden, sind von den Touristen - mit wenigen Ausnahmen - längst verlassen worden. Verona ist so eine Stadt, in der man manchmal keine Hotelzimmer mehr findet, deren Anziehungskraft, was die Massen der Touristen betrifft, in der weltbekannten römischen Arena begründet liegt, in der während der Sommermonate gespielt und gesungen wird, dass die Balken krachen. Ein teurer Spass, mit dem Geld könnte man sich glatt 30 Eintritte in einen Garten leisten. Würde dann allerdings Nabucco lediglich ab Schallplatte zu hören bekommen, dafür aber vielleicht eine Geschichte über die hundert Statuen des Trissino-Gartens vernehmen.

 

Nehmen wir das weniger hübsche vorneweg und sprechen anschliessend nicht mehr darüber. Die Lombardei ist der industrielle Schmelztiegel Italiens. Hier wird gearbeitet, Geld verdient, Werte geschaffen auf Teufel komm raus. Daneben gibt es nichts, was etwas gilt. Raumordnung ist ein Fremdwort. Metastasierend fressen sich die Industriebauten den Landstrassen entlang, bis an der entgegenkommenden Bauwalze auflaufen. Fahre doch mit der Bahn, dann hast du nichts um dich als grüne Wiesen. Also lass das Auto zu Hause, du wirst dich über den Verkehr nur ärgern. Die Italiener wissen selbst um den desolaten Zustand ihres Strassennetzes und mit nicht geringem Stirnrunzeln ballen sie ab und zu die Fäuste gegen Rom, wo ihr Steuergeld vorwiegend in den Mezzogiorno und den Süden geleitet wird. Wir werden uns mit dem Bus die Nebenstrassen aussuchen, zwangsläufig, den die uns interessierenden Gärten liegen zumeist nicht im Zentrum der Industriemetropolen. Durch die Lage zwischen Alpen und Mittelmeerraum war die Lombardei immer schon ein wichtiges Durchzugsgebiet. Verkehrsverbindungen für Händler, aber auch Wege für viele Völker, die hier durchgezogen oder eingefallen sind, gab es seit Menschengedenken. Die ersten angelegten Verbindungen waren die Römerstrassen. Die Öffnung und der Ausbau der wichtigsten Alpenpässe, die mit Maultieren und Pferden und bis zum ersten Weltkrieg noch mit Kutschen erklommen wurden, brachten dem Handel zwischen den Ländern nördlich der Alpen und den Mittelmeerländern beträchtlichen Aufschwung. 1237 wurde der Gotthard-Pass eröffnet, 1882 der Gotthard-Tunnel. Die berühmte Stilfser-Joch-Strasse wurde 1820-1825 gebaut. Wichtige Handelswege waren auch die Gewässer. An den oberitalienischen Seen gab es teilweise bis in die dreissiger Jahre des 20. Jh. keine ausgebauten Strassen, der Verkehr - so auch die Verbindung zu den Pässen - lief häufig über das Wasser.

Die Metropole Mailand durchlebte seit dem ausgehenden Mittelalter sehr bewegte Zeiten. Dagegen verlief die Zeit in den venezianischen Städten Bergamo, Brecia oder Cremona vergleichsweise ruhig. Bereits die Staufer hatten es auf Mailand abgesehen, es gelang ihnen aber nicht, deren Macht zu brechen. Zwar gewann er eine erste Schlacht und machte die Stadt dem Erdboden gleich. Der Widerstand formierte sich aber und Friedrich I. Barbarossa verlor seine Macht und sein Leben. Kriegerischen Zeiten waren Dauerzustand in Mailand und der Lombardei. Lediglich zwischen 1450 und 1500 herrschte unter den Sforza Frieden, dann stritten sich die Franzosen und Habsburger mit wechselndem Erfolg um das Gebiet. So richtig hat sich die Metropole erst nach dem zweiten Weltkrieg entwickelt, wobei allerdings die Kläranlagen und so manches andere vergessen wurde.

Man merkt es der Region noch heute an, dass sie nie unter einheitlicher Regierung stand. Die grossen Städte dem Alpenfuss entlang strotzen noch heute vor Eigenständigkeit, jede hatte ihre eigene kulturelle Entwicklung, wiewohl die grossen Künstler und Architekten, welche die alten Stadtbilder im 15. Und 16. Jh. prägten, von einer Stadt zur anderen zogen, sie gar wie heute Fussballspieler gegen Transversummen eingekauft wurden.

Vor allem auf dem Lande sind die Einflüsse der Franzosen, dann der Österreicher und dann wieder der Habsburger unverkennbar. Die Gärten und die Villen zeigen genau den jeweiligen Zeitgeist, wobei der französischen Gärten in der Zeit der spanisch-habsburgischen Zeit entstanden, die allerdings von der französischen Mode durchdrungen war. Die Gärten, die noch an Renaissance-Ideen erinnern, haben ihre Vorbilder in Florenz und Rom, die Spanier konnten sich diesem Gedankengut jedenfalls was die Kunst betrifft, nicht vollständig entziehen.

Piemont

Einen ungleich höheren Stellenwert in touristischer Hinsicht geniesst das Piemont. Wein, gediegenes Essen, vielfältige Landschaften und als einzige Industrie die FIAT, welcher eine zärtlich- liebevolle Gluckernfunktion über das Gebietes nachgesagt wird.

Vielleicht ist das Piemont auch nur ein Mythos, kennt doch kaum jemand die Gegend genau. Es liegt abseits der grossen Verbindungsrouten, gehörte bis fast in die Mitte des letzten Jahrhunderts zu Frankreich (Savoyen), man fährt im wesentlichen durchs Land durch. Kriegsheere kommen seit dem Ende des zweiten Weltkrieges nicht mehr vorbei, aber sonst eben auch kaum jemand. Dann erinnert man sich an Namen wie Barolo, Trüffeln, Alba und kommt ins Schwärmen. Das ist es! Dieser schwere Wein, der in letzter Zeit so viel an Leichtigkeit gewonnen hat, ohne seine Herkunft zu verleugnen, die rustikalen Gerichte, verfeinert mit ganz feinen Trüffelscheiben, welche einen Teller Nudeln zu einem königlichen Gericht machen, das Hügelmeer des Monferrato, all dies ist Piemont.

Man beginnt die architektonischen Schätze zu entdecken. Bewegte Linien, geschwungene Formen und reiche Ornamentik zeichnen den Barock als Baustil des 16. Und 17. Jh. aus. Diese Architektur hat im Piemont einen besonders fruchtbaren Nährboden gefunden und dort auch ganz spezifische Eigenarten entwickelt. Savoyen ist unverkennbar.

Findet man hier auch die Moderne? Gibt es in Italien überhaupt neben dem Design etwas Modernes? Behaupten wir einmal nein. Dies wäre viel einfacher zu beweisen als das Gegenteil. Doch lassen wir uns überraschen von einigen Perlen, die es durchaus noch zu entdecken gibt.

Und immer wieder Turin: Es beschert ein völlig neues Italienerlebnis. Turin flirrt und flittert nicht und biedert sich niemandem an. Das wäre erstens unpiemontisch und zweitens auch gar nicht nötig - schliesslich war man einmal savoyische Residenz und italienische Hauptstadt. Man muss bei Nebel durch die kilometerlangen Lauben spazieren, muss den vornehmen, zurückhaltenden Barock seiner Kirchen und Paläste auf sich wirken lassen und mindestens eine Stunde in einem der alten, stuck- und spiegelbesetzten Kaffeehäuser gesessen haben. Aber es ist schwierig, das Piemont geografisch zu entdecken. Immer wenn man einen Reiseführer aufschlägt, liesst man über Wein und Essen, Barbera und bollito misto und denkt gar nicht daran, dass das rechte Lago Maggiore-Ufer auch dazu gehört. Die ganze Borromäa-Sippschaft mit ihren wundervollen Palästen, die sich zum grösseren Teil in der Lobardei befinden, Palmen und Villen im angenehmen Seeklima, schon längst von der mondänen Welt und Halbwelt entdeckt und irgendwie wieder liegengelassen.

Veneto

Noch profitiert das Veneto von seiner grossartigen Vergangenheit. Die Habsburger sind daran vorbeigerast, ohne allzu grossen Schaden anzurichten, die Franzosen erobern zwar die Stadt und das dazu gehörende Land, treten es aber bald wieder den Österreichern ab. Als geschickte Kaufleute verstanden es die Venetianer, sich aus den meisten Konflikten herauszuhalten und selbst die mit ihnen verbündeten oder in ihrem Besitz befindlichen Städte wurden grösstenteils verschont. Am meisten Schaden haben ihnen die Türken zugefügt, die im 16. Jh. das Gebiet um das östliche Mittelmeer fast vollkommen eroberten und somit Venetianern den lukrativen Seehandel abnahmen. Und zudem entdeckt noch etwas früher Vasco da Gama den Seeweg nach Indien und die Bedeutung des Mittelmeerhandels geht zurück. Die grösste Gefahr geht heute aber von der allgemeinen, zumeist durch die Industrie verursachte Umweltverschmutzung aus, einerseits durch die laufende Zerstörung der Lagune andererseits im Landesinneren durch zunehmende, unkontrollierte und rückscichtslose Flächenausdehnung. Manchmal ist man geneigt zu sagen: Verschliessen wir halt die Augen vor dem Üblen und erfreuen wir uns am Schönen.

Und von dem gibt es in der Tat noch sehr viel. Ich meine zuallererst die Städte am Südfuss der Berge: Bergamo, Verona, Vicenza und all die anderen. Diese sind es, die wir auf unseren Reisen auch ein wenig näher ansehen werden. Ich meine, am besten hat es Bergamo gemacht. Auf einem etwas in die Poebene hinausragenden Ausläufer, vermutlich einer ziemlich felsigen Kuppe, wo der Raum beschränkt war, es jedem Angreifer schwierig fiel, die Festung zu nehmen, hat sich seit dem Mittelalter eine überaus schmucke Stadt entwickelt. Alles ist auf engstem Raum konzentriert und spart trotzdem nicht an Grossartigkeit. Die Hässlichkeiten hatten keine Chance, sich einzunisten, die am Fusse liegende Unterstadt wurde dem Wachstum und der Industrie geopfert. Aber oben herrscht das Paradies. Die Piazza Vecchia mit dem Torre Vecchia im Zentrum (man sollte zuoberst hinaufsteigen, um den herrlichen Blick auf die Stadt und das Umfeld zu geniessen), die Capella Colleneoni mit der prachtvollen Renaissance-Fassade und die phantastische Innenausstattung und Malereien sind nur ein paar wenige Höhepunkte - neben den Konditoreien, welche einem das Wasser im Mund zusammen laufen lassen.

Zu Verona habe ich ein etwas zwiespältiges Verhältnis, zu gross, zu stark bestürmt von Touristen, die Arena mit den sommerlichen Festspielen, welche die Leute in unüberschaubaren Massen heranzieht und die zumeist nur am ‚da gewesen zu sein' interessiert sind, hat der Stadt die Unschuld genommen. Auf Schritt in Tritt wird einem klargemacht, dass man auf weitere Besucher nicht angewiesen ist.

Dabei ist die Altstadt wunderschön hergerichtet, die Preise in den Läden entsprechend überrissen aber niemand wird zum Kauf genötigt. Wir werden vermutlich ruhigere Zeiten erleben aber der Mythos von Romeo und Julia ist immer noch Anziehungspunkt genug. Dafür ist das Umfeld umso hübscher. Das Weinanbaugebiet des Valpolicella hat bei uns zwar nicht den besten Ruf, wenn man aber dort ist, erlebt man eine positive Überraschung nach der andern. Wunderhübsche Villen, recht schmucke Dörfer, sanfte Landschaften.

Brescia lassen wir links liegen, angeblich sehen die Leute dort den Lebenssinn einzig und alleine im Arbeiten und dazu brauchen sie immensen Platz. Die ganze Provinz ist vollgepflastert mit ziemlich hässlichen Industrie- und Wohnbauten, so dass Vicenza überaus wohltuend wirkt. Es ist kleiner, bescheidener, freundlicher, angenehmer. Hier lebte Palladio und seine Spuren sind überall. Auf dem Marktplatz überragt die palladianische Basilika, heute als Markthalle genutzt, das Feld. Zwar ist sie feingliedrig, beinahe grazil, aber ihre Grösse verdiente eigentlich einen ausgedehnteren Platz. Trotzdem passt der Bau irgendwie hinein in diese Stadt, wo alles nahe zusammengerückt ist, die Räume eng sind, als wollte man sich auch noch heute vor unbeliebten Eindringlingen und Eroberern schützen.

Palladio.

Man ist an dieser Stelle versucht, noch eine Interpretation dieses grossartigen Architekten einzuschieben, was dann die Beschreibungen um einen weiteren, wohl immer ungenügenden Versuch aufstocken würde. So lassen wir es bleiben und verweisen auf eine Internetseite, die ich als geeignet erachte, etwas über diesen genialen Mann auszusagen.

Das Veneto gehört mit knapp zwei Dritteln seiner Fläche zur Po-Ebene, dem Tiefland am Rand der Alpen, und vor allem das prägt seinen Charakter. Nur die beiden unvermittelt aufragenden Berggruppen, die Colli Euganei, von denen noch die Rede sein wird, und die Monti Berici unterbrechen die Monotonie. Schnurgerade Kanäle und Dämme und ebenso schnurgerade, vielfach von Pappeln oder Platanen gesäumte Strassen durchziehen das Schwemmland und rastern die üppige Fruchtbarkeit: Wein und vor allem Mais, der im Sommer allenthalben die Sicht verstellt. Goethe beschreibt die Gegend rund um Padua: ‚...ein grünes Pflanzenmeer, ohne eine Spur von Erhöhung, Baum an Baum, Busch an Busch, Pflanzung an Pflanzung, unzählige weisse Häuser, Villen und Kirchen aus dem Grünen hervorblickend. Am Horizont sah ich ganz deutlich den Markusturm zu Venedig......'.

Wer dieses Arkadien heute noch sucht, wird enttäuscht. Auch die Brenta ist nicht mehr das, was sie einmal war, immer wieder geschildert, wie auch 1767 vom Franzosen Lalande: ‚...ein charmantes Flüsschen zwischen einer doppelten Reihe von Dörfern und Häusern in ununterbrochener Folge, herrlichen Palästen, geschmückten Pavillons, Gärten ohne Zahl in schönstem Grün, - mir scheint, lächelnde Ufer wie diese gibt es nicht noch einmal....' Es gibt sie nur noch in beschränktem Umfange, aber noch findet man an ihren Ufern die prächtigen Villen, hat Einblick in die Gärten und Parkanlagen. Man versucht, in kleinen Schritten allerdings nur, die Landschaft wieder herzustellen, die unbändige Bauwut zu zähmen und in gesittetere Bahnen zu lenken, um die vorhanden Reste der Schönheit des Landes zu retten.

Terraferma nennt sich das Land, welches sich die Venetianer nahmen. Nach und nach eroberten sie eine Stadt nach der andern: Vicenza, Verona, Brescia, Bergamo, Padua und andere mehr wurden eingenommen. Im Gegensatz zu anderen unterjochten Städten hatten es diese gut. Die Venezianer galten als rücksichtsvolle Besatzer und Herren. Das Land war weitgehend von Flüssen und Sümpfen durchzogen, immer drohten von den Flüssen Dammbrüche, die zusätzlichen Schaden anrichteten. Die Wege waren kaum begehbar, am besten kam man auf den Flüssen vorwärts. Nach der Schlacht von Agnadello, wo Venedig gegen die Liga von Cambrai (Frankreich, der Papst, die meisten italienischen Städte) verlor, besann es sich auf die Landwirtschaft, um sich so in den verbliebenen Ländereien selbst zu versorgen. Mit der Stellung als europäischen Grossmacht war es allerdings vorbei, aber es blieb die von aller Welt bewunderte Serenissima, bis 1797 mit Napoleons Einzug das Ende kam. So ergab es sich auch, dass etliche Notablen sich im Hinterland Güter einrichteten, nicht zuletzt um sich bezüglich der Lebensmittel unabhängig von Importen zu machen.

Die Kanäle, welche durch das Land gezogen wurden und bis nach Venedig führten, erleichterten das Erreichen der Besitzungen. Noch hat die Industrialisierung die weiten Ebenen der Terraferma nicht in diesem gewaltigen Umfange erreicht wie in der Lombardei. Sie ist in Mestre konzentriert und verschmutzt von dort aus die Umwelt. Sonst überwiegt die Landwirtschaft noch. Und erstaunlicherweise hat sich im nördlichen Teil ziemlich feingliedrig erhalten. Dies liegt wohl in der Zersplitterung der Ländereien begründet, die zudem eines der wesentlichen Hindernisse einer Gesundung der Agrarwirtschaft auf der Terraferma war. Auf das Bild der Landschaft hat sich das wohltuend ausgewirkt und ist zudem ein Trumpf des hier stark verbreiteten Agritourismus, bei uns bekannt als Ferien auf dem Bauernhof. Viele kleine, oft verschlungene Wege führen durch das Land und machten es reizvoll für die Sommersitze der Venetier.

Das Leben in der Villa

So ist es nicht verwunderlich, dass sich die Nobili überall Landsitze errichteten. Zunächst als Gutshof gegründet, entwickelten sie sich mehr und mehr zur Villeggiatura, dem Leben in der Villa. In dem Masse, in dem die Enge in Venedig wuchs, sich die Gärten in der Stadt verminderten und die Grünflächen verbaut wurden, gewann die Villeggiatura an Beliebtheit. Vor allem die von Venedig aus bequem erreichbaren Kanäle und Flüsse entwickelten sich vom 16. Jh. an zu regelrechten Villenstrassen, in ununterbrochener Kette gesäumt von "prächtigen Lusthäusern, die denen Venetianischen Edelleuten zugehörten und davon die meisten nach des Palladii Bau-Kunst auffgeführet seynd" schrieb Huyssen 1701. Der Brentakanal muss wie eine ländliche, architektonisch aufgelockerte Fortsetzung des Canale Grande ausgesehen haben. Mit dem unmittelbar zum Haus gehörenden Grundstück, dem brolo, bildete jede Villa eine geschlossene kleine Welt. Innerhalb des zwei bis drei Meter hohen Mauerringes wohnten etliche Bauern- und Arbeiterfamilien, Privilegierte mit der Sicherheit fester Arbeit in Haus und Hof. Sie hatten sich an die ihnen zugewiesenen Bereiche zu halten; daneben gab es die geheiligten Reservate der Besitzer, wie etwa den sorgfältig gepflegten Garten. Er war die eigentliche Attraktion der Villa für die, wie Muraro scheibt, "zwischen Marmor und Meer in ihre Stadt eingezwängten Venezianer". Heute sind diese Gärten fast ausnahmslos verschwunden. Die eindrucksvollste noch erhaltene Anlage findet sich in Valsanzibio und auch noch zu den venezianischen Villen zu zählen, die Villa Allegri Arvedi bei Verona.

Euganeische Hügel

Wir werden in dieser Gegend drei, resp. vier erholsame Tage verbringen. Padua eröffnet uns sozusagen den Weg zu diesem seltsamen Gebirge. (Was vielleicht ein etwas übertriebener Ausdruck für das bis auf 601m ü.M. reichende Hügelland ist.) Die Stadt ist in der ganzen Welt wegen der Verehrung ihres Schutzpatrones, des heiligen Antonius, bekannt, der sie aber trotzdem nicht davor schützen konnte, von den Venetiern eingenommen zu werden. Neben der Basilika des Heiligen Antonius und des von Donatello stammende Reiterstandbildes gibt es einiges in dieser sehr hübschen Stadt zu entdecken: der Botanische Garten, das Cafè Pedrocchi, das früher sozusagen rund um die Uhr geöffnet hatte, der Saal des ‚Palazzo della Ragione' und der ‚Prato della Valle' der einer der grössten Plätze Europas ist. Und daneben eine Unzahl von prachtvollen Strassenzügen, grösseren und kleineren Plätzen.

Doch widmen wir uns jetzt dieser seltsamen Landschaft einige km südlich von Padua. Die Euganeischen Hügel setzten sich aus etwa hundert Erhebungen zusammen , die sich sehr in Form und Höhe voneinander unterscheiden. An diesen Orten entstand aus dem engen Kontakt zwischen Sediment- und Magmagesteinen eine Landschaft mit starkem Charakterbild, deren ungewöhnliche und eindrucksvollen Perspektiven mehr der Welt der Kinderzeichnungen als an die üblichen Bergpanoramen erinnern. Das besondere Aussehen, die Verschiedenheit der Gesteine und die grosse Anzahl von geologischen Erscheinungen machen daraus eine in ihrer Art fast einzigartige Eruptivgruppe. Ab dem 18. Jh. wurde der vulkanische Ursprung erkannt und so ist es nicht verwunderlich, dass die Gegend auch heute noch Anziehungspunkt vieler Geologen ist. Mittlererweile hat man fast alle Geheimnisse der Entstehung gelüftet und ist auch zur Einsicht gelangt, dass die vielen thermischen Quellen in der Gegend von Abano und Montegrotte nur indirekt von den Hügeln beeinflusst sind. Sie verhindern nämlich, dass dieses Wasser, das aus den Dolomiten stammt, in 3000 m Tiefe absinkt, unterirdisch bis in diese Gegend gelangt, nicht mehr weiterfliessen kann, da es hier auf den vulkanischen Kegel trifft und zum Aufsteigen gezwungen ist. Das Ganze ist viel komplizierter, sei hier aber nur kurz und vereinfacht erläutert. Das Wasser ist beim Austritt 75-850 warm, wird auf ca. 340 abgekühlt und deshalb wunderbar einladend zum Baden.

Bereits zur Zeit der Römer muss die Gegend beliebt gewesen sein. Sie förderten die Landwirtschaft, verbesserten die Urbanisierungstechniken, erschlossen neue Gebiete und führten Arten von grossem forst- und landwirtschaftlichem Nutzen ein. So kamen Kastanien, Feigen, Oliven und Reben in das Gebiet. Selbstverständlich kannten sie auch die Thermen von Montegrotto, das zu einem prachtvollen Kur- und Erholungsort des römischen Adels wurde. Noch heute kann man aufgrund der Ausgrabungen das römische Leben nachvollziehen.

Unter der Führung von König Alboino kommen die Langobarden im Frühjahr des Jahres 568 über Friaul nach Italien und finden fast ein entvölkertes Land vor, das sich wegen des langen gotisch- byzantinischen Krieges in einem furchtbaren Zustand befand. Karl der Grosse überrennt das Gebiet und vertreibt die Langobarden, Monselice wurde Sitz des sog. Comitato Monseliciano. Kriegerische und unsichere Zeiten folgten, bis es ums Jahr 1000 zu einer Beruhigung und demzufolge zur Entwicklung der Landwirtschaft kam. Die Verbesserung der Lebensbedingungen wurde von religiösen Einrichtungen wie der Benediktinerabtei von Praglia gefördert, die Kommune Padua schuf besondere landwirtschaftliche Gesetze, die für die damalige Zeit beachtlich waren. Verschiedentlich wurden in der Gegend Burgen errichtet, die bekannteste und nie eingenommen ist die heute noch bestehende Ca' Marcello von Monselice, heute ein historisches Museum. Die Hunnen hatten der Region übel mitgespielt und man war beinahe froh, dass Barbarossa dem Spuk ein Ende bereitete. Verschiedentlich wurden die Hügel Spielball der Stadtstaaten, die sich hier Schlachten lieferten. Ruhe kehrte erst ein, als Venedig um 1405 die Herrschaft übernahm. Es herrschte bis zum Einzug Napoleons fast ununterbrochen Frieden, was dazu führte, dass in diesem klimatisch und topographisch bevorzugten Gebiet prächtige Bauten mit wunderbaren Gärten entstanden und es sich die Venetier in den Thermen wohl sein liessen. Zahlreiche Kanäle wurden gebaut, die zum grossen Teil heute noch existieren.

Nach dem zweiten Weltkrieg wurden viele verlassene und bewaldete Grundstücke zu Steinbrüchen, so dass in kurzer Zeit beträchtliche und besorgniserregende Schäden entstanden, die das Parlament dazu veranlasste, dem Steinbruchunwesen ein Ende zu setzten. Heute wird darüber diskutiert, die Euganeischen Hügel in einen Regional-Naturschutzpark umzuwandeln, sind doch weite Flächen noch völlig unberührt oder nur von sorgsam integrierten Bauten besetzt. In Este, einem Städtchen im Süden der Hügel, befindet sich das Nationalmuseum Atestino im Palast aus dem 16. Jh. Es gehört zu den bedeutendsten Museen Italiens, und sein Besuch ist fast ein Muss. In diesem archäologischen Museum befinden sich die wichtigsten Sammlungen von Funden der paläo- venetischen Kultur aus der Eisenzeit und zahlreiche Belege über das Leben im antiken Ateste der Römerzeit.

Kurz, ein lieblicheres und erholsameres Gebiet kann man sich kaum vorstellen als das der Euganeischen Hügel, wie geschaffen, um eine Reise ausklingen zu lassen.

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