Historische Gärten in Österreich – eine Annäherung
Ziel unserer Gartenreise im Sommer 2012, mitte August / Klicken Sie hier um zum Programm zu kommen
Eine kleine Vorschau
Voraussichtliche Reisedauer ca. 8 - 10 Tage

Hans Graf Gartenbau Krauchthalstrasse 6 CH-3065 Bolligen Tel 0041 31 921 00 97 hansgraf@bluewin.ch

 

Wie erschliesst man sich Österreich? Jetzt im Winter, wo

 
 

dieser Text so langsam entsteht, sind die Österreicher vor allem unsere skifahrerischen Gegner und ständigen Rivalen. Sie sind immer erst, wir höchstens zweit, normalerweise aber meist nur viert. Also nicht gerade eine Einladung um hinzufahren. Und auch im Tourismus sind sie uns vor allem wegen den günstigen Preisen überlegen. Also auch kein Grund, uns dort umzusehen. Und überhaupt, denken wir an Morgarten, dort wo wir sie erfolgreich gebodigt haben. Aber eigentlich sind die Habsburger – die Urösterreicher – ja Schweizer, im 13. Jh sind sie ausgezogen, noch gar nicht so lange her.
Nun, wenn wir ehrlich sind, hätten sie sich wohl bei uns nicht so entfalten können, wie sie es in Österreich konnten. Und damit kommen wir der Sache schon ein wenig näher. In Wien konnten sie sich so richtig entfalten und uns zwischenzeitlich auch ein paar Mal vor den Türken erretten. Das Marchfeld – Ort grosser Schlachten- ist hier nur ein Stichwort und dazu fällt einem gleich Schlosshof ein, einer wunderschönen kleinen Anlage, die wohl anschliessend an jene gewonnenen Schlachten in den Jahren 1729 – 32 dort gebaut wurde. Prinz Eugen hat sie bauen lassen, notabene von seinem Festungsarchitekten Johann Lukas Hildebrandt, der nach den Türkenschlachten sonst wohl arbeitslos geworden wäre. Ich würde meinen, das war ein durchaus sinnvoller Nachfolgeauftrag. Mitgewirkt haben auch die bekannten Dominique Girard und Eugen Zinner. Ebenso die beschäftigungslos gewordenen Soldaten konnten da sinnvoll eingesetzt werden. Prinz Eugen nutzte das Anwesen als Jagdschloss und schoss in der Folge auf dem Marchfeld Hirsche und Fasane.
Mein Eindruck, den ich anfangs der 80er Jahre vom Anwesen erhielt war allerdings ein eher jämmerlicher. Da wurden scheinbar grosse Mengen Geld für die Restaurierung der Anlage gesprochen. Das meiste davon wurde allerdings in asphaltierte Wege und Plätze investiert, ein völliger Unsinn, wären Kies- und Sandwege viel günstiger und viel angenehmer gewesen. Für irgendwelche Bepflanzungen und so hat das Geld dann nicht mehr gereicht. Erst kürzlich habe ich erfahren, dass von diesen Asphaltgebilden nichts mehr existieren würde und vieles wieder hübsch hergerichtet sei. Wir werden es ja sehen.
Mit dem Belvedere ist man sorgfältiger umgegangen. Dies war die erste Residenz des Prinzen Eugen, welche er durch seine Kriegsleute bauen liess. Wohl kaum eine Gartenanlage in Österreich vereint die Elemente des grossen französischen Gartens mit der manieristischen Raffinesse der italienischen Villengärten wie das zwischen 1700 und 1723 errichtete Belvedere. Die Begrenztheit des zur Verfügung stehenden Raumes komprimierte die Gartenkunst des Hochbarocks gewissermassen auf ihre knappste Form. In der Zusammenarbeit des Franzosen Dominique Girard als Le-Nôtre-Schüler mit dem in Norditalien geschulten Architekten Lukas von Hildenbrandt sowie dem Wiener Gärtner Anton Zinner entstand für den Savoyer Fürsten , den äusserst gebildeten Gartenfreund, ein ebenso kompakter wie komplexer Garten. Der zeitgenössischen Auffassung von Gartenkunst zufolge genügte der Garten sich selbst und diente der Darstellung seines Besitzers in der kosmisch geordneten Welt. (Stefan Schmidt 1993)
Aber nicht nur die Ausländer haben in Wien Schlösser gebaut. Die Habsburger waren ebenso eifrig am Werk.
Schon vor 1700 plante Fischer von Erlach in Schönbrunn eine erste Anlage, die mit Versailles wetteifern sollte. Die Mittel des Kaisers Leopold I. reichten allerdings nicht aus, diesen gigantischen ersten Entwurf umzusetzen, der vorsah, das Schloss an der Stelle der heutigen Gloriette zu bauen. Ein zweiter Entwurf sah das Schloss an der heutigen Stelle vor, wo es in der Folge ab 1696 auch in Angriff genommen wurde. Bereits ein Jahr vorher begann der Franzose Jean Trehet mit der Anlegung des Gartens. Die heutigen Dimensionen wurden damals festgelegt, die Wälder und die Boskette gepflanzt und das Parterre ein erstes mal gestaltet. Um 1700 war die Bauhülle des Schlosses einigermassen fertig, folgende Kriegswirren und frühzeitiges Ableben von diversen Kaisern verhinderten eine definitive Fertigstellung. Immerhin soll der Garten benutzbar gewesen sein, haben hier doch grössere Festlichkeiten stattgefunden.
Erst unter Maria Theresia beginnt die glanzvolle Periode Schönbrunns. Und so wie wir die Anlage heute in ihrer vollen Pracht sehen, ist sie auf die grosse Kaiserin und ihre Architekten zurückzuführen.
Aber wenn wir schon in Wien sind, gewiss einem der Höhepunkte unserer Reise, dann wollen wir nicht nur im Barock schwelgen. Die Stadt ist ein Höhepunkt des Jugendstils. Im Zentrum dieser Betrachtungen stehen die Architekten Otto Wagner und ... Es ist ein Ereignis der ganz besonderen Art, sich mal ein Tag lang nur dieser Architektur zu widmen. Hundertwasser und der ebenso geniale Fuchs können natürlich ebenso wenig links liegen gelassen werden.
Und was hat die Moderne in Wien zu bieten? Tesar, der in Bern den Klösterlistutz und die Brückenpfeiler bei der Nydeggbrücke bauen wollte, ist mit dem Ertl- Museum in Klosterneuburg genial vertreten. Sein Besuch ist ein Muss, wenn man sich mit dem zeitgenössischen Kunstschaffen Österreichs auseinander setzen will. Oder Himmelblau, die wir von der Expo in Biel her kennen, haben mit den Gastürmen in Wien Architekturgeschichte geschrieben.
Eigentlich hat uns Österreich längstens überholt. Die haben einfach manchmal etwas Pech mit ihren Regierungen und mit ihrem Beamtentum. Aber es war halt schon hart, von der mächtigen Donaumonarchie abschied zu nehmen. All die Gebäude stehen noch und müssen irgendwie bevölkert werden. Unsere Bundesverwaltung hätte wohl im Sitz des Staatspräsidenten platz.
Wien ist einfach prachtvoll, vor allem wegen dem Naschmarkt. Obwohl der in letzter Zeit etwas gelitten hat, haben doch in diesen über mehr als einem Kilometer, den hübschen Gebäuden an der Wienzeile lang gezogenen Markt mehr und mehr Gastrobetriebe Einzug gehalten und traditionelle Marktstände verdrängt.
Ob diesen Betrachtungen wird beinahe vergessen, dass Österreich nicht nur aus Wien besteht. Von der Schweiz her wird man wohl einen ersten Halt in Salzburg machen. Innsbruck hat ausser einem hübschen Altstadtbild nicht viel zu bieten. Aber dafür Salzburg. Hier hat es mindestens vier 5-Sterne, 10 4-Sterne und unzählige 3-Sterne-Hotels. Also gibt’s hier gewiss nicht nur die Mozartkugeln und die Salzburger Festspiele (eben habe ich mich auch noch mit den Salzburger Nockerl vergnügt). Gartenhistorisch von Bedeutung sind die Schlösser Mirabell und Hellbrunn, aber nicht zu vergessen Anif und Klessheim. Und dem Vernehmen nach soll es hier auch ein paar spannende zeitgenössische Gärten geben. Seinerzeit liessen es sich die Fürsterzbischöfe reichlich gut gehen. Und auch ihre Lebenspartnerinnen samt deren Kinder mussten natürlich versorgt werden. Man war Fürst und Bischof und konnte sich nach den weltlichen Gegebenheiten richten. So liess Wolf Dietrich von Raithenau um 1606 für seine Lebensgefährtin Salomone Alt und die gemeinsamen Kinder ein Schloss als Residenz und Wohnsitz errichten. Es wurde Altenau genannt und als ‚schönes , grosses Geviert, als ein herrschaftliches Gebäue wie ei Schloss oder eine Festung mit schönem Garten herum’ beschrieben. Während in der ersten Hälfte des 17.Jh eher ein Stillstand war, trumpften die Salzburger im anschliessend richtig auf und vor allem so ab den 20er Jahren des 18. Jh. wurde in Hellbrunn prächtig gebaut. In hellen Scharen drängen sich die Künstler den wechselnden Erzbischöfen auf und wollten sich hier verwirklichen. Dies gelang vor allem den Herren Diesel und Danreiter, die bereits in München tätig waren und auch in Salzburg französische Ideen umsetzten. Mirabell und Hellbrunn stellen Höhepunkte im gärtnerischen Schaffen in Österreich dar.
Heute hat sich zudem neben etlichen sehenswerten Privatgärten ein schöner Strauss Kräutergärten etabliert, die besichtigt und wohl auch errochen werden können.
Grosse Würfe findet man in Oberösterreich kaum, abgesehen vielleicht vom Park der Kaiserville in Bad Ischl. Hier haben sich Franz Josef I. und seine Sissi einen Landschaftspark. Wie es in der damaligen Zeit üblich war, wurden hier neben zierlichen Holzbauten, die malerisch in den Park gestreut wurden auch üppige Blumenbeete zur Freude des später zahlreichen Publikums, das den Kurpark besuchen durfte, angelegt. Heute sind sie verschwunden, der Aufwand war wohl doch zu gross. Dafür gibt es einen Bibelgarten, etliche Kneippgärten, einen Künstlergarten und wiederum eine beachtliche Zahl von hübschen Privatgärten, Ich werde sie im Laufe dieses Jahres besuchen und darüber berichten.
Wir fahren weiter donauabwärts. Die Dichte an Klostergärten und vor allem Weingärten nimmt rapide zu. Bei letzteren werden wir gewiss nicht nur die Gartenkunst beachten, sondern uns auch einweihen lassen in die österreichische Kunst der Önologie. Und die hat einiges zu bieten. In dieser Gegend sind es vor allem die Weissweine, die überzeugen, später werden wir im Burgenland gewiss auch noch einige rote verkosten. Gärtnerisch haben sich die Winzer einiges einfallen lassen und bieten neben den Genüssen für die Kehle auch solche für das Auge.
Wir sind schon mitten in Niederösterreich.
In einer der schönsten Gegenden des Landes, in der Wachau, steht das Stift Melk. Es gilt als einer der bedeutendsten Barockbauten Österreichs. Im Jahre 2000 wurden die ursprünglichen barocken Gartenterrassen umfassend restauriert. Grössere Bereiche wurden allerdings auch als Landschaftspark wieder hergestellt, wie dies bereits im 19. Jh. gemacht wurde.
Aber es ist auch das Land der Burgen. Im Schloss Rosenburg gibt es neben imposanten Flugvorführungen von Falken, Eulen und anderen Greiffvöglen einen sehr schönen Renaissance-Garten zu besichtigen. Und sollte man vor lauter Schlösser und Burgen noch nicht genug haben, steht auch der prächtige Renaissancegarten im Turnierhof auf Schloss Schallaburg zur Besichtigung offen.
Eine allerdings etwas morbide Angelegenheit, aber nicht desto trotz irgendwie faszinierend ist die Skulpturenahnengallerie irgendwo weit im Kamptal versteckt. Und dann reihen sich weitere wunderschöne und auch romantische Stiftgärten wie eine Perlenkette der Donau entlang nach unten. Und sollte mal ein Kloster ausfallen, tritt an seine Stelle wieder ein Schloss, sei es der Schlosspark Frauenhofen oder der Kaisergarten der Kartause Mauerbach.
Dazwischen zwängen sich immer wieder moderne Privatgärten, eine verblasste ökologische Gartenschau oder Badeteiche, deren Heimat ja Österreich ist. Längst haben wir Wien noch nicht erreicht. Wir erlaben uns langsam am Zweigelt, nachdem uns der Grüne Veltliner doch etwas zu süffig gemundet hat. Vielleicht werden wir vorderhand noch einen Bogen um Wien machen, um uns im Cottagegarten der Monika Köhler ein wenig an England zu erinnern. Es wird schwierig sein, die unzähligen kleinen Hausgärten links liegen zu lassen, die mittlerweile auch Besucher anlocken, um zu zeigen, dass die Österreicher auch punkto Gartenkunst etwas drauf haben.
Wir sind tief ins Marchfeld vorgerückt. Zu jenem Schloss Hof, von dem schon die Rede war und das natürlich besucht werden muss. Wetten, dass es jetzt wieder wundervoll hergerichtet ist.
Nun, die Österreicher haben schon einiges zu bieten.
Obwohl, jetzt, da ich diese Zeilen schreibe, der Zug gerade stecken geblieben ist, immerhin in der Nähe von Innsbruck und kein Anzeichen erkennen lässt, dass die Reise bald wieder weiter gehen soll. Zwar ist es nicht unser Zug, der kapput ist, sondern ein anderer, der aber die Strecke blockiert. Ärgerlich in der Tat, aber das Zugsrestaurant hält uns bei Laune. Dies soll nur ein Hinweis sein, dass wir die Reise nach Österreich wohl trotzdem mit dem Zug machen und uns dann vor Ort mit Bussen bequem chauffieren lassen werden.
Und Essen kann man in Österreich auch ganz ordentlich. Die Wiener Schnitzel sind wirklich aus Kalbfleisch, die Salzburger Nockerl hervorragend, der Kaiserschmarren mehr als geniessbar, der Tafelspitz zergeht auf der Zunge und wenn’s sein muss, gibt’s auch ein Backhendl.
Aber widmen wir uns wieder den Gärten. Wir sind beinahe schon in Tschechien. Da gibst grad an der Grenze ein paar wundervolle kleine Schlossgarten zu besichtigen..oder sind die schon in Tschechien? Wie auch immer. Lednice ist allemal ein kleiner Umweg wert. Eine Reise hin in die Verträumtheit der vergangenen Zeiten.
Laxenburg. Das ist wieder was ganz anderes. Ich habe mir neulich den Radetzkymarsch von Josef Roth angehört (für nicht Literaten: das ist keine Musik, sondern ein bedeutender Roman, der in der Zeit zwischen Solverino und dem ersten Weltkrieg natürlich in der Österreichischen Kaisermonarchie spielt.) Ich weiss nicht warum, aber der ganze Roman erinnerte mich an Laxenburg. Dort ist die Geschichte stehen geblieben.
Als Napoleon I. 1809 länger in Schönbrunn residierte, soll Kaiser Franz resigniert bemerkt haben: ’Laxenburg werden’s mir doch lassen!’ Tatsächlich war der Laxenburger Park als eine sentimentale Gegenwelt zum traditionellen dynamischen Herrschaftsraum Schönbrunn konzipiert; die verträumte, märchenhafte Anlage

bezeichnete das Ende einer jahrhundertelangen zeremoneillen Kontinuität und drückte gewisse Sehnsüchte des Hauses Habsburg-Lothringen in der stürmischen Zeit von Aufklärung und Revolution aus. Mit der Schaffung eines künstlichen und malerischen Naturparadieses wollte man auch die glorreiche Vergangenheit rekonstruieren, die um 1800 unwiederbringlich verloren gegangen ist. (Geza Hajos)
Hier im Süden von Wien, weit in der Landschaft draussen, sollte ein zweites Ermenoville entstehen. Kaiser Joseph II. hat diesen Park dem Vernehmen nach 1777 besucht und es hat ihn vermutlich stark beeindruckt. Wiewohl in Laxenburg eigentlich nichts an diesen Rousseau’schen Aufenthaltsort erinnert. Und die beiden Gartenideen sind sich auch diametral entgegen gesetzt. Ist Ermenonville ein Ort der Aufklärung, wo jedes Versatzstück eigentlich eine Provokation gegen die Herrschaft darstellt, ist Laxenburg ein Rückzugsort für die kaiserliche Familie. Es ist gut möglich, dass die Absichten Joseph’s ehrbar waren und er einen englischen Landschaftspark schaffen wollte. Die entsprechenden Künstler hat er dazu engagiert. Sein Nachfolger Franz II. tobte sich zusammen mit seiner Frau in diesem Park aus, indem er vielfältige Bauten erstellen liess, welche dem Ganzen einen sehr rockockoesken Anstrich gaben. Von den zum Teil sehr filigranen Bauten ist heute nichts mehr zu sehen. Anstelle deren wurde nach 1800 recht monumental gebaut, so das Lusthaus, die gotische Brücke oder die Rittersäule. Das ist erhalten geblieben. In der Folge beschäftigte sich auch Lenné mit der Anlage und verwischte noch vorhandene barocke Ansätze.
Heute ist die Anlage zum Teil stark überwachsen und lässt den Lenné’schen Entwurf oft nur noch erahnen. Aber wer weiss, vielleicht ist seit meinem letzten Besuch in diesem Garten vor über 30 Jahren mal so einiges geschehen. Jedenfalls wäre es spannend, das zu erleben, zu erforschen und sich vor dem inneren Auge vorzustellen, wie es gewesen war.
Zu dieser malerischen Anlage kontrastiert Schloss Schönborn, eine barocke Anlage, die noch heute in Familienbesitz ist.
Schloss und Garten von Schönborn bestimmen seit der Barockzeit einen Teil der niederösterreichischen Kulturlandschaft, einerseits stückhaft isoliert, andererseits herrschaftlich mit einer Allee in die Weite bis zur Nepomukstatue hinausgreifend, stellt dieser Komplex ein dominantes Element dar. Die dich mit Bäumen gefüllte Gartenanlage mit der umlaufenden Mauer wirkt wie eine rätselhafte paradiesische Welt inmitten von Ackerfeldern, vom inneren Reichtum nach aussen nur durch die pompösen Barockportale etwas verratend. (Geza Hajos)
Zu Beginn des 18. Jh. wurde hier umfassend im Stil der Zeit gearbeitet. Bis zum Ende des Jahrhunderts dominiert der Grundsatz: Der Garten ist verstanden als ein Gegensatz zur Landschaft und deshalb von ihr abgesetzt. In Ausspielung dieses Gegensatzes wird der Garten ein überschaubarer Bereich. Dem Sichverlieben des Gartens in die Landschaft, wie es sich etwa in Versailles zeigt, wird von Hildebrand dadurch bewusst entgegengewirkt. (Eberhard Paulus)
Ab 1783 wurde die Anlage in englischer Manier umgebaut. Und so präsentiert er sich heute noch, allerdings gezeichnet von starker Vernachlässigung. Ein 1985 geplanter Golfplatz sollte die Mittel erwirtschaften, die übrig gebliebenen Anlagen wieder instand zu stellen.
Ich bin gespannt, was von diesem Versprechen eingelöst wurde.
Und dann wollen wir uns doch noch ins Burgenland wagen, der Region mit den besten Weinen Österreichs. Hmm.. was für herrliche Rote gibt es in Horitschon oder in Heiligkreuz. Wir werden sie verkosten.
Nicht aber bevor wir und Eisenstadt vorgeknöpft haben. Wie ich mich diesem Ort zum ersten Mal genähert habe, stellte ich mir doch einigermassen eine Stadt vor. Der Wirkungsort von Haydn, der Wohnsitz der Fürsten Esterhazy, dem Hauptort des Bundeslandes Burgenland. Was einen aber erwartet sind ein paar Häuschen, die irgendwo im 19. Jh stehen geblieben sind, artig aufgereiht nach englischer Manier in der Zeile, die beidseitig die Strasse säumen. Man findet diesen Typus in der Gegend überall. Sie strahlen irgendwie eine gewisse vornehme Armseligkeit aus. Hier ist Landwirtschaft. Hier wird gearbeitet und nicht Geld verdient.
Das Schloss strahlt deshalb umso mehr, wiewohl es nicht ein gewaltiges Gebäude ist. Man verfiel nicht dem Wahn, Versailles zu kopieren. Man hatte aber Geschmack. Zunächst wurde der Garten im Stile der Renaissance angelegt. Hundert Jahre später hat die Mode gewechselt. Grosszügigkeit ist angesagt. Man engagiert einen Franzosen, welche ein aufwendiges Konzept inszeniert und auch umsetzt. Unter Fürst Nikolaus II. wurde ab 1797, dem geänderten Zeitgeist entsprechend, die Umgestaltung in einen englischen Landschaftsgarten begonnen. Man hat noch Land dazu gekauft und es wurde vom Pariser Architekten Charles de Moreau eine ausgedehnte Gartenlandschaft mit Teichen und Wasserläufen, kleineren und grösseren Gehölzgruppen, Sichtachsen und Eycatcher geschaffen. Man versuchte mit speziellen Szenerien Bilder zu erzeugen, die dem Besucher beim Durchwandern des Gartens sozusagen wie in einem Film vorgeführt wurden. ( Franz Prost)
Ein Höhepunkt im Garten stellte eine Dampfmaschine dar, welche im Jahre 1803 von England eingeführt wurde und die erste in dieser Art in Österreich war. Sie wurde allerdings nicht für irgend einen nützlichen Zweck eingesetzt, sondern diente als grosse Wasserpumpe, damit ein Wasserfall betrieben werden konnte. Eine weitere wichtige bauliche Sehenswürdigkeit war die Orangerie, die grösste ihrer Art im Lande.
Bis zum Ende des 2. Weltkrieges blieb die Anlage in gutem Zustande. In der sozialistischen Zeit wurde der Unterhalt stark vernachlässigt, mitten im Park ein Stadion gebaut und andere Sündenfälle mehr geschaffen. Und es braucht nicht viele Jahre, um einen Garten zuwuchern zu lassen. Ab 1989 hat am umfassende Restaurierungsarbeiten vorgenommen und diese haben dem Vernehmen nach beinahe Wunder vollbracht. Noch heute ist die Anlage im Besitz der Familie Esterhazy.
Wers dann noch romantischer möchte ist mit dem Drassburger Barockgarten bestens bedient. Da ist nichts mehr mit Barock, dafür Gebüsch und Verwilderung allenthalben. Da und dort steht noch eine verlorene Statue herum, die von der einstmaligen Pracht zeugt.
Von hier aus ists auch ein Katzensprung hinüber nach Ungarn, wo uns gegebenenfalls das Schloss Esterházy in Fertod anmutig empfangen könnte.
Wer hat jetzt noch Lust auf Wien?
Da hätte ich dann schon noch einige Leckerbissen auf Lager. Schönbrunn und Belvedere habe ich schon ansatzmässig umschrieben. Noch nicht erwähnt habe ich das Palais Liechtenstein, eines wundervollen kleinen Barockgartens. Und wenn wir denn schon da sind: die Kunstsammlung des Fürsten ist ein Muss. Überhaupt die Kunst. Das neue Museumsviertel darf nicht links liegen gelassen werden, ebenso haben wir im Belvedere gewiss den Tykonen der österreichischen Kunst gehuldigt, den Herren Schiele und Klimt. Hundertwasser, na ja, ich ziehe Fuchs vor, schon weil er noch verspielter und wienerischer ist in seinem Fuchsbau. Oder den Nitsch und all die andern, welche die Moderne geprägt haben.
Und dann die Architektur. Jugendstiel, Wienzeile, Otto Wagner, Sezession. Man muss es einfach gesehen haben und man wird sich hinein verlieben. Plötzlich wird man sie entdecken, diese kleinen Details, die uns auf Schritt und Tritt begegnen und an denen man meist achtlos vorbeieilt. Selbstverständlich darf man die Musik nicht ausser acht lassen. Kennt jemand einen Komponisten, der nicht in Wien war? Das ist einfacher aufzuzählen aus zu umschreiben, welche alles hier gewirkt haben. Und so wollen wir uns den einen oder anderen Ohrenschmaus nicht entgehen lassen. Es muss ja nicht gerade der Opernball oder das Neujahrskonzert sein. Ich bin sowieso nicht so für Walzer.
Eigentlich sollte es ja eine Gartenreise werden. Aber wir immer gespickt mit diesem oder jenem dazugehörenden. Ein vollständiges Menü und nicht nur Hauptspeisen.
Die detaillierten Infos über den genauen Zeitpunkt der Reise und des Programms werden hier Anfang November publiziert. Voranmeldungen werden gerne schon jetzt entgegen genommen.

Hans Graf

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