Historische Gärten
in Österreich – eine Annäherung
Ziel unserer Gartenreise
im Sommer 2012, mitte August / Klicken Sie hier
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Eine kleine Vorschau
Voraussichtliche Reisedauer ca. 8 - 10 Tage
Hans Graf Gartenbau Krauchthalstrasse 6 CH-3065 Bolligen Tel 0041 31 921 00 97 hansgraf@bluewin.ch
Wie erschliesst man sich Österreich? Jetzt im Winter, wo
dieser Text so langsam entsteht, sind die Österreicher vor allem unsere
skifahrerischen Gegner und ständigen Rivalen. Sie sind immer erst, wir
höchstens zweit, normalerweise aber meist nur viert. Also nicht gerade
eine Einladung um hinzufahren. Und auch im Tourismus sind sie uns vor allem
wegen den günstigen Preisen überlegen. Also auch kein Grund, uns dort
umzusehen. Und überhaupt, denken wir an Morgarten, dort wo wir sie erfolgreich
gebodigt haben. Aber eigentlich sind die Habsburger – die Urösterreicher
– ja Schweizer, im 13. Jh sind sie ausgezogen, noch gar nicht so lange
her.
Nun, wenn wir ehrlich sind, hätten sie sich wohl bei uns nicht so entfalten
können, wie sie es in Österreich konnten. Und damit kommen wir der
Sache schon ein wenig näher. In Wien konnten sie sich so richtig entfalten
und uns zwischenzeitlich auch ein paar Mal vor den Türken erretten. Das
Marchfeld – Ort grosser Schlachten- ist hier nur ein Stichwort und dazu
fällt einem gleich Schlosshof ein, einer wunderschönen kleinen Anlage,
die wohl anschliessend an jene gewonnenen Schlachten in den Jahren 1729 –
32 dort gebaut wurde. Prinz Eugen hat sie bauen lassen, notabene von seinem
Festungsarchitekten Johann Lukas Hildebrandt, der nach den Türkenschlachten
sonst wohl arbeitslos geworden wäre. Ich würde meinen, das war ein
durchaus sinnvoller Nachfolgeauftrag. Mitgewirkt haben auch die bekannten Dominique
Girard und Eugen Zinner. Ebenso die beschäftigungslos gewordenen Soldaten
konnten da sinnvoll eingesetzt werden. Prinz Eugen nutzte das Anwesen als Jagdschloss
und schoss in der Folge auf dem Marchfeld Hirsche und Fasane.
Mein Eindruck, den ich anfangs der 80er Jahre vom Anwesen erhielt war allerdings
ein eher jämmerlicher. Da wurden scheinbar grosse Mengen Geld für
die Restaurierung der Anlage gesprochen. Das meiste davon wurde allerdings in
asphaltierte Wege und Plätze investiert, ein völliger Unsinn, wären
Kies- und Sandwege viel günstiger und viel angenehmer gewesen. Für
irgendwelche Bepflanzungen und so hat das Geld dann nicht mehr gereicht. Erst
kürzlich habe ich erfahren, dass von diesen Asphaltgebilden nichts mehr
existieren würde und vieles wieder hübsch hergerichtet sei. Wir werden
es ja sehen.
Mit dem Belvedere ist man sorgfältiger umgegangen. Dies war die erste Residenz
des Prinzen Eugen, welche er durch seine Kriegsleute bauen liess. Wohl kaum
eine Gartenanlage in Österreich vereint die Elemente des grossen französischen
Gartens mit der manieristischen Raffinesse der italienischen Villengärten
wie das zwischen 1700 und 1723 errichtete Belvedere. Die Begrenztheit des zur
Verfügung stehenden Raumes komprimierte die Gartenkunst des Hochbarocks
gewissermassen auf ihre knappste Form. In der Zusammenarbeit des Franzosen Dominique
Girard als Le-Nôtre-Schüler mit dem in Norditalien geschulten Architekten
Lukas von Hildenbrandt sowie dem Wiener Gärtner Anton Zinner entstand für
den Savoyer Fürsten , den äusserst gebildeten Gartenfreund, ein ebenso
kompakter wie komplexer Garten. Der zeitgenössischen Auffassung von Gartenkunst
zufolge genügte der Garten sich selbst und diente der Darstellung seines
Besitzers in der kosmisch geordneten Welt. (Stefan Schmidt 1993)
Aber nicht nur die Ausländer haben in Wien Schlösser gebaut. Die Habsburger
waren ebenso eifrig am Werk.
Schon vor 1700 plante Fischer von Erlach in Schönbrunn eine erste Anlage,
die mit Versailles wetteifern sollte. Die Mittel des Kaisers Leopold I. reichten
allerdings nicht aus, diesen gigantischen ersten Entwurf umzusetzen, der vorsah,
das Schloss an der Stelle der heutigen Gloriette zu bauen. Ein zweiter Entwurf
sah das Schloss an der heutigen Stelle vor, wo es in der Folge ab 1696 auch
in Angriff genommen wurde. Bereits ein Jahr vorher begann der Franzose Jean
Trehet mit der Anlegung des Gartens. Die heutigen Dimensionen wurden damals
festgelegt, die Wälder und die Boskette gepflanzt und das Parterre ein
erstes mal gestaltet. Um 1700 war die Bauhülle des Schlosses einigermassen
fertig, folgende Kriegswirren und frühzeitiges Ableben von diversen Kaisern
verhinderten eine definitive Fertigstellung. Immerhin soll der Garten benutzbar
gewesen sein, haben hier doch grössere Festlichkeiten stattgefunden.
Erst unter Maria Theresia beginnt die glanzvolle Periode Schönbrunns. Und
so wie wir die Anlage heute in ihrer vollen Pracht sehen, ist sie auf die grosse
Kaiserin und ihre Architekten zurückzuführen.
Aber wenn wir schon in Wien sind, gewiss einem der Höhepunkte unserer Reise,
dann wollen wir nicht nur im Barock schwelgen. Die Stadt ist ein Höhepunkt
des Jugendstils. Im Zentrum dieser Betrachtungen stehen die Architekten Otto
Wagner und ... Es ist ein Ereignis der ganz besonderen Art, sich mal ein Tag
lang nur dieser Architektur zu widmen. Hundertwasser und der ebenso geniale
Fuchs können natürlich ebenso wenig links liegen gelassen werden.
Und was hat die Moderne in Wien zu bieten? Tesar, der in Bern den Klösterlistutz
und die Brückenpfeiler bei der Nydeggbrücke bauen wollte, ist mit
dem Ertl- Museum in Klosterneuburg genial vertreten. Sein Besuch ist ein Muss,
wenn man sich mit dem zeitgenössischen Kunstschaffen Österreichs auseinander
setzen will. Oder Himmelblau, die wir von der Expo in Biel her kennen, haben
mit den Gastürmen in Wien Architekturgeschichte geschrieben.
Eigentlich hat uns Österreich längstens überholt. Die haben einfach
manchmal etwas Pech mit ihren Regierungen und mit ihrem Beamtentum. Aber es
war halt schon hart, von der mächtigen Donaumonarchie abschied zu nehmen.
All die Gebäude stehen noch und müssen irgendwie bevölkert werden.
Unsere Bundesverwaltung hätte wohl im Sitz des Staatspräsidenten platz.
Wien ist einfach prachtvoll, vor allem wegen dem Naschmarkt. Obwohl der in letzter
Zeit etwas gelitten hat, haben doch in diesen über mehr als einem Kilometer,
den hübschen Gebäuden an der Wienzeile lang gezogenen Markt mehr und
mehr Gastrobetriebe Einzug gehalten und traditionelle Marktstände verdrängt.
Ob diesen Betrachtungen wird beinahe vergessen, dass Österreich nicht nur
aus Wien besteht. Von der Schweiz her wird man wohl einen ersten Halt in Salzburg
machen. Innsbruck hat ausser einem hübschen Altstadtbild nicht viel zu
bieten. Aber dafür Salzburg. Hier hat es mindestens vier 5-Sterne, 10 4-Sterne
und unzählige 3-Sterne-Hotels. Also gibt’s hier gewiss nicht nur
die Mozartkugeln und die Salzburger Festspiele (eben habe ich mich auch noch
mit den Salzburger Nockerl vergnügt). Gartenhistorisch von Bedeutung sind
die Schlösser Mirabell und Hellbrunn, aber nicht zu vergessen Anif und
Klessheim. Und dem Vernehmen nach soll es hier auch ein paar spannende zeitgenössische
Gärten geben. Seinerzeit liessen es sich die Fürsterzbischöfe
reichlich gut gehen. Und auch ihre Lebenspartnerinnen samt deren Kinder mussten
natürlich versorgt werden. Man war Fürst und Bischof und konnte sich
nach den weltlichen Gegebenheiten richten. So liess Wolf Dietrich von Raithenau
um 1606 für seine Lebensgefährtin Salomone Alt und die gemeinsamen
Kinder ein Schloss als Residenz und Wohnsitz errichten. Es wurde Altenau genannt
und als ‚schönes , grosses Geviert, als ein herrschaftliches Gebäue
wie ei Schloss oder eine Festung mit schönem Garten herum’ beschrieben.
Während in der ersten Hälfte des 17.Jh eher ein Stillstand war, trumpften
die Salzburger im anschliessend richtig auf und vor allem so ab den 20er Jahren
des 18. Jh. wurde in Hellbrunn prächtig gebaut. In hellen Scharen drängen
sich die Künstler den wechselnden Erzbischöfen auf und wollten sich
hier verwirklichen. Dies gelang vor allem den Herren Diesel und Danreiter, die
bereits in München tätig waren und auch in Salzburg französische
Ideen umsetzten. Mirabell und Hellbrunn stellen Höhepunkte im gärtnerischen
Schaffen in Österreich dar.
Heute hat sich zudem neben etlichen sehenswerten Privatgärten ein schöner
Strauss Kräutergärten etabliert, die besichtigt und wohl auch errochen
werden können.
Grosse Würfe findet man in Oberösterreich kaum, abgesehen vielleicht
vom Park der Kaiserville in Bad Ischl. Hier haben sich Franz Josef I. und seine
Sissi einen Landschaftspark. Wie es in der damaligen Zeit üblich war, wurden
hier neben zierlichen Holzbauten, die malerisch in den Park gestreut wurden
auch üppige Blumenbeete zur Freude des später zahlreichen Publikums,
das den Kurpark besuchen durfte, angelegt. Heute sind sie verschwunden, der
Aufwand war wohl doch zu gross. Dafür gibt es einen Bibelgarten, etliche
Kneippgärten, einen Künstlergarten und wiederum eine beachtliche Zahl
von hübschen Privatgärten, Ich werde sie im Laufe dieses Jahres besuchen
und darüber berichten.
Wir fahren weiter donauabwärts. Die Dichte an Klostergärten und vor
allem Weingärten nimmt rapide zu. Bei letzteren werden wir gewiss nicht
nur die Gartenkunst beachten, sondern uns auch einweihen lassen in die österreichische
Kunst der Önologie. Und die hat einiges zu bieten. In dieser Gegend sind
es vor allem die Weissweine, die überzeugen, später werden wir im
Burgenland gewiss auch noch einige rote verkosten. Gärtnerisch haben sich
die Winzer einiges einfallen lassen und bieten neben den Genüssen für
die Kehle auch solche für das Auge.
Wir sind schon mitten in Niederösterreich.
In einer der schönsten Gegenden des Landes, in der Wachau, steht das Stift
Melk. Es gilt als einer der bedeutendsten Barockbauten Österreichs. Im
Jahre 2000 wurden die ursprünglichen barocken Gartenterrassen umfassend
restauriert. Grössere Bereiche wurden allerdings auch als Landschaftspark
wieder hergestellt, wie dies bereits im 19. Jh. gemacht wurde.
Aber es ist auch das Land der Burgen. Im Schloss Rosenburg gibt es neben imposanten
Flugvorführungen von Falken, Eulen und anderen Greiffvöglen einen
sehr schönen Renaissance-Garten zu besichtigen. Und sollte man vor lauter
Schlösser und Burgen noch nicht genug haben, steht auch der prächtige
Renaissancegarten im Turnierhof auf Schloss Schallaburg zur Besichtigung offen.
Eine allerdings etwas morbide Angelegenheit, aber nicht desto trotz irgendwie
faszinierend ist die Skulpturenahnengallerie irgendwo weit im Kamptal versteckt.
Und dann reihen sich weitere wunderschöne und auch romantische Stiftgärten
wie eine Perlenkette der Donau entlang nach unten. Und sollte mal ein Kloster
ausfallen, tritt an seine Stelle wieder ein Schloss, sei es der Schlosspark
Frauenhofen oder der Kaisergarten der Kartause Mauerbach.
Dazwischen zwängen sich immer wieder moderne Privatgärten, eine verblasste
ökologische Gartenschau oder Badeteiche, deren Heimat ja Österreich
ist. Längst haben wir Wien noch nicht erreicht. Wir erlaben uns langsam
am Zweigelt, nachdem uns der Grüne Veltliner doch etwas zu süffig
gemundet hat. Vielleicht werden wir vorderhand noch einen Bogen um Wien machen,
um uns im Cottagegarten der Monika Köhler ein wenig an England zu erinnern.
Es wird schwierig sein, die unzähligen kleinen Hausgärten links liegen
zu lassen, die mittlerweile auch Besucher anlocken, um zu zeigen, dass die Österreicher
auch punkto Gartenkunst etwas drauf haben.
Wir sind tief ins Marchfeld vorgerückt. Zu jenem Schloss Hof, von dem schon
die Rede war und das natürlich besucht werden muss. Wetten, dass es jetzt
wieder wundervoll hergerichtet ist.
Nun, die Österreicher haben schon einiges zu bieten.
Obwohl, jetzt, da ich diese Zeilen schreibe, der Zug gerade stecken geblieben
ist, immerhin in der Nähe von Innsbruck und kein Anzeichen erkennen lässt,
dass die Reise bald wieder weiter gehen soll. Zwar ist es nicht unser Zug, der
kapput ist, sondern ein anderer, der aber die Strecke blockiert. Ärgerlich
in der Tat, aber das Zugsrestaurant hält uns bei Laune. Dies soll nur ein
Hinweis sein, dass wir die Reise nach Österreich wohl trotzdem mit dem
Zug machen und uns dann vor Ort mit Bussen bequem chauffieren lassen werden.
Und Essen kann man in Österreich auch ganz ordentlich. Die Wiener Schnitzel
sind wirklich aus Kalbfleisch, die Salzburger Nockerl hervorragend, der Kaiserschmarren
mehr als geniessbar, der Tafelspitz zergeht auf der Zunge und wenn’s sein
muss, gibt’s auch ein Backhendl.
Aber widmen wir uns wieder den Gärten. Wir sind beinahe schon in Tschechien.
Da gibst grad an der Grenze ein paar wundervolle kleine Schlossgarten zu besichtigen..oder
sind die schon in Tschechien? Wie auch immer. Lednice ist allemal ein kleiner
Umweg wert. Eine Reise hin in die Verträumtheit der vergangenen Zeiten.
Laxenburg. Das ist wieder was ganz anderes. Ich habe mir neulich den Radetzkymarsch
von Josef Roth angehört (für nicht Literaten: das ist keine Musik,
sondern ein bedeutender Roman, der in der Zeit zwischen Solverino und dem ersten
Weltkrieg natürlich in der Österreichischen Kaisermonarchie spielt.)
Ich weiss nicht warum, aber der ganze Roman erinnerte mich an Laxenburg. Dort
ist die Geschichte stehen geblieben.
Als Napoleon I. 1809 länger in Schönbrunn residierte, soll Kaiser
Franz resigniert bemerkt haben: ’Laxenburg werden’s mir doch lassen!’
Tatsächlich war der Laxenburger Park als eine sentimentale Gegenwelt zum
traditionellen dynamischen Herrschaftsraum Schönbrunn konzipiert; die verträumte,
märchenhafte Anlage
bezeichnete das Ende einer jahrhundertelangen zeremoneillen Kontinuität
und drückte gewisse Sehnsüchte des Hauses Habsburg-Lothringen in der
stürmischen Zeit von Aufklärung und Revolution aus. Mit der Schaffung
eines künstlichen und malerischen Naturparadieses wollte man auch die glorreiche
Vergangenheit rekonstruieren, die um 1800 unwiederbringlich verloren gegangen
ist. (Geza Hajos)
Hier im Süden von Wien, weit in der Landschaft draussen, sollte ein zweites
Ermenoville entstehen. Kaiser Joseph II. hat diesen Park dem Vernehmen nach
1777 besucht und es hat ihn vermutlich stark beeindruckt. Wiewohl in Laxenburg
eigentlich nichts an diesen Rousseau’schen Aufenthaltsort erinnert. Und
die beiden Gartenideen sind sich auch diametral entgegen gesetzt. Ist Ermenonville
ein Ort der Aufklärung, wo jedes Versatzstück eigentlich eine Provokation
gegen die Herrschaft darstellt, ist Laxenburg ein Rückzugsort für
die kaiserliche Familie. Es ist gut möglich, dass die Absichten Joseph’s
ehrbar waren und er einen englischen Landschaftspark schaffen wollte. Die entsprechenden
Künstler hat er dazu engagiert. Sein Nachfolger Franz II. tobte sich zusammen
mit seiner Frau in diesem Park aus, indem er vielfältige Bauten erstellen
liess, welche dem Ganzen einen sehr rockockoesken Anstrich gaben. Von den zum
Teil sehr filigranen Bauten ist heute nichts mehr zu sehen. Anstelle deren wurde
nach 1800 recht monumental gebaut, so das Lusthaus, die gotische Brücke
oder die Rittersäule. Das ist erhalten geblieben. In der Folge beschäftigte
sich auch Lenné mit der Anlage und verwischte noch vorhandene barocke
Ansätze.
Heute ist die Anlage zum Teil stark überwachsen und lässt den Lenné’schen
Entwurf oft nur noch erahnen. Aber wer weiss, vielleicht ist seit meinem letzten
Besuch in diesem Garten vor über 30 Jahren mal so einiges geschehen. Jedenfalls
wäre es spannend, das zu erleben, zu erforschen und sich vor dem inneren
Auge vorzustellen, wie es gewesen war.
Zu dieser malerischen Anlage kontrastiert Schloss Schönborn, eine barocke
Anlage, die noch heute in Familienbesitz ist.
Schloss und Garten von Schönborn bestimmen seit der Barockzeit einen Teil
der niederösterreichischen Kulturlandschaft, einerseits stückhaft
isoliert, andererseits herrschaftlich mit einer Allee in die Weite bis zur Nepomukstatue
hinausgreifend, stellt dieser Komplex ein dominantes Element dar. Die dich mit
Bäumen gefüllte Gartenanlage mit der umlaufenden Mauer wirkt wie eine
rätselhafte paradiesische Welt inmitten von Ackerfeldern, vom inneren Reichtum
nach aussen nur durch die pompösen Barockportale etwas verratend. (Geza
Hajos)
Zu Beginn des 18. Jh. wurde hier umfassend im Stil der Zeit gearbeitet. Bis
zum Ende des Jahrhunderts dominiert der Grundsatz: Der Garten ist verstanden
als ein Gegensatz zur Landschaft und deshalb von ihr abgesetzt. In Ausspielung
dieses Gegensatzes wird der Garten ein überschaubarer Bereich. Dem Sichverlieben
des Gartens in die Landschaft, wie es sich etwa in Versailles zeigt, wird von
Hildebrand dadurch bewusst entgegengewirkt. (Eberhard Paulus)
Ab 1783 wurde die Anlage in englischer Manier umgebaut. Und so präsentiert
er sich heute noch, allerdings gezeichnet von starker Vernachlässigung.
Ein 1985 geplanter Golfplatz sollte die Mittel erwirtschaften, die übrig
gebliebenen Anlagen wieder instand zu stellen.
Ich bin gespannt, was von diesem Versprechen eingelöst wurde.
Und dann wollen wir uns doch noch ins Burgenland wagen, der Region mit den besten
Weinen Österreichs. Hmm.. was für herrliche Rote gibt es in Horitschon
oder in Heiligkreuz. Wir werden sie verkosten.
Nicht aber bevor wir und Eisenstadt vorgeknöpft haben. Wie ich mich diesem
Ort zum ersten Mal genähert habe, stellte ich mir doch einigermassen eine
Stadt vor. Der Wirkungsort von Haydn, der Wohnsitz der Fürsten Esterhazy,
dem Hauptort des Bundeslandes Burgenland. Was einen aber erwartet sind ein paar
Häuschen, die irgendwo im 19. Jh stehen geblieben sind, artig aufgereiht
nach englischer Manier in der Zeile, die beidseitig die Strasse säumen.
Man findet diesen Typus in der Gegend überall. Sie strahlen irgendwie eine
gewisse vornehme Armseligkeit aus. Hier ist Landwirtschaft. Hier wird gearbeitet
und nicht Geld verdient.
Das Schloss strahlt deshalb umso mehr, wiewohl es nicht ein gewaltiges Gebäude
ist. Man verfiel nicht dem Wahn, Versailles zu kopieren. Man hatte aber Geschmack.
Zunächst wurde der Garten im Stile der Renaissance angelegt. Hundert Jahre
später hat die Mode gewechselt. Grosszügigkeit ist angesagt. Man engagiert
einen Franzosen, welche ein aufwendiges Konzept inszeniert und auch umsetzt.
Unter Fürst Nikolaus II. wurde ab 1797, dem geänderten Zeitgeist entsprechend,
die Umgestaltung in einen englischen Landschaftsgarten begonnen. Man hat noch
Land dazu gekauft und es wurde vom Pariser Architekten Charles de Moreau eine
ausgedehnte Gartenlandschaft mit Teichen und Wasserläufen, kleineren und
grösseren Gehölzgruppen, Sichtachsen und Eycatcher geschaffen. Man
versuchte mit speziellen Szenerien Bilder zu erzeugen, die dem Besucher beim
Durchwandern des Gartens sozusagen wie in einem Film vorgeführt wurden.
( Franz Prost)
Ein Höhepunkt im Garten stellte eine Dampfmaschine dar, welche im Jahre
1803 von England eingeführt wurde und die erste in dieser Art in Österreich
war. Sie wurde allerdings nicht für irgend einen nützlichen Zweck
eingesetzt, sondern diente als grosse Wasserpumpe, damit ein Wasserfall betrieben
werden konnte. Eine weitere wichtige bauliche Sehenswürdigkeit war die
Orangerie, die grösste ihrer Art im Lande.
Bis zum Ende des 2. Weltkrieges blieb die Anlage in gutem Zustande. In der sozialistischen
Zeit wurde der Unterhalt stark vernachlässigt, mitten im Park ein Stadion
gebaut und andere Sündenfälle mehr geschaffen. Und es braucht nicht
viele Jahre, um einen Garten zuwuchern zu lassen. Ab 1989 hat am umfassende
Restaurierungsarbeiten vorgenommen und diese haben dem Vernehmen nach beinahe
Wunder vollbracht. Noch heute ist die Anlage im Besitz der Familie Esterhazy.
Wers dann noch romantischer möchte ist mit dem Drassburger Barockgarten
bestens bedient. Da ist nichts mehr mit Barock, dafür Gebüsch und
Verwilderung allenthalben. Da und dort steht noch eine verlorene Statue herum,
die von der einstmaligen Pracht zeugt.
Von hier aus ists auch ein Katzensprung hinüber nach Ungarn, wo uns gegebenenfalls
das Schloss Esterházy in Fertod anmutig empfangen könnte.
Wer hat jetzt noch Lust auf Wien?
Da hätte ich dann schon noch einige Leckerbissen auf Lager. Schönbrunn
und Belvedere habe ich schon ansatzmässig umschrieben. Noch nicht erwähnt
habe ich das Palais Liechtenstein, eines wundervollen kleinen Barockgartens.
Und wenn wir denn schon da sind: die Kunstsammlung des Fürsten ist ein
Muss. Überhaupt die Kunst. Das neue Museumsviertel darf nicht links liegen
gelassen werden, ebenso haben wir im Belvedere gewiss den Tykonen der österreichischen
Kunst gehuldigt, den Herren Schiele und Klimt. Hundertwasser, na ja, ich ziehe
Fuchs vor, schon weil er noch verspielter und wienerischer ist in seinem Fuchsbau.
Oder den Nitsch und all die andern, welche die Moderne geprägt haben.
Und dann die Architektur. Jugendstiel, Wienzeile, Otto Wagner, Sezession. Man
muss es einfach gesehen haben und man wird sich hinein verlieben. Plötzlich
wird man sie entdecken, diese kleinen Details, die uns auf Schritt und Tritt
begegnen und an denen man meist achtlos vorbeieilt. Selbstverständlich
darf man die Musik nicht ausser acht lassen. Kennt jemand einen Komponisten,
der nicht in Wien war? Das ist einfacher aufzuzählen aus zu umschreiben,
welche alles hier gewirkt haben. Und so wollen wir uns den einen oder anderen
Ohrenschmaus nicht entgehen lassen. Es muss ja nicht gerade der Opernball oder
das Neujahrskonzert sein. Ich bin sowieso nicht so für Walzer.
Eigentlich sollte es ja eine Gartenreise werden. Aber wir immer gespickt mit
diesem oder jenem dazugehörenden. Ein vollständiges Menü und
nicht nur Hauptspeisen.
Die detaillierten Infos über den genauen Zeitpunkt der Reise und des Programms
werden hier Anfang November publiziert. Voranmeldungen werden gerne schon jetzt
entgegen genommen.
Hans Graf