Hans Graf Gartenbau Krauchthalstrasse
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Grosse Kleine Englische Gärten
Wir haben ein veritables Landhaus
vor uns. Um 1690 auf einem Hügel erbaut, mit prächtigem
Rundblick, wurde es um 1880 abgerissen und grösser und
prächtiger vom reichen Seefahrer Sir Edwyn Dawes neu gebaut. Die
grosszügige, von vielen Ländern inspirierte Gartenanlage
fliesst die sanften Hügel hinab und lässt einen in die
verschiedenen Welten versinken. Um 1950 erhielt er sein heutige
Aussehen. Wenn wir uns durch den Hintereingang dem Haus nähern
treten wir zunächst in einen Steingarten ein, der auf sehr
gekonnte Art und Weise japanische Elemente verwendet. Brücken,
Steinlaternen und spannende, feine Durchblicke, gekonnte
Bepflanzungen und handwerklich einwandfreie Steinsetzungen lassen das
Herz höher schlagen.
Wir nähern uns dem See, sehr
englisch gehalten, dringen in naturnahe Gebiete vor und wähnen
und plötzlich in einem italienischen Renaissance-Garten.
Mächtige
Terrassen führen am gegenüberliegenden Ufer zur Villa
hinauf, linkerhand erhaschen wir noch einen Blick auf den Weinberg.
2500 Flaschen bester Müller-Turgau werden hier gezogen. Sind wir
vom Umgang müde, werden wir und daran erlaben. Die Terrassen
jedoch beherbergen grosszügige Stauden- und Rosenbeete, die uns
etwas einen Vorgeschmack auf die englische Kunst der
Pflanzenverwendung geben. Und dann treten wir ein die den englischen
Landschaftsgarten, überblicken eine sanfte Wiesen, das Auge
verweilt beim Eyecatcher und unvermittelt landen wir in Hausnähe
bei moderner Kunst. Wir werden nun doch durstig, begeben uns ins Tea
Room und erschrecken uns gewaltig am mächtigen Tier- und
Vogelgarten, behütet vom in Eibe geschnittenen 1.
Weltkrieg-Memorial, ein Topiary der Sonderklasse, das abgeschlossen
wird von einem feinen Border.
Der Garten entstand in den
dreissiger Jahren und ist das Lebenswerk der Schriftstellerin Vita
Sackville-West und ihres Mannes, des Diplomaten und Journalisten
Harold Nicolson. Der Name des Landgutes wird bereits im 11. Jh.
erwähnt. Es erlebte eine sehr lebhafte Geschichte als Manor
House, (15.-16. Jh.) Kriegsgefangenenlager (18. Jh.), Armenhaus
(19.Jh.) und war ziemlich zerfallen, als es übernommen
wurde.
Auf die gestalterischen Ideen ist
in der Abhandlung über die Gärten des 20.Jh. eingegangen
worden. Leitidee war die Schaffung eines Rundganges voller
Überraschungen. Im Zentrum des Raumgefüges steht ein
schlanker Turm, von dem aus
sich ein beeindruckender Überblick ergibt. Man sieht, wie die
einzelnen Gartenräume zueinander geordnet sind und die
Gebäude in die Gartengestaltung einbezogen sind und vor allem,
wie der Garten in die sanft hügelige Landschaft eingebettet ist.
Der unregelmässig bepflanzte Orchard, der im Nordosten fast die
Hälfte der Grundstücksfläche einnimmt, schafft den
nahtlosen Übergang vom Garten zur Landschaft.
Sissinghurst besitzt mehr als eine ausgeklügelte räumliche Ordnung. Der eigentliche Reiz dieses Gartens liegt darin, dass die architektonische Struktur von einer höchst vielfältigen und eindrucksvoll arrangierten Bepflanzung überlagert ist. Zu Recht urteilt Harold Nicolson im Jahre 1937: Wir haben unser Ziel erreicht, das vollkommene Gleichgewicht zwischen dem Klassischen und dem Romantischen , zwischen der Erwartung und der Überraschung. Jeder Gartenraum ist einer Farbkombination gewidmet. Die Borders des Gartenraumes vor der Bibliothek sind in Lila -, Violett -, Mauve- und Purpurnen gehalten. Im Rose Garden herrschen Rosa -, Blau- und Violett-Töne vor. Im Cottage Garden überraschen einen warme Creme-, Gelb- und Orange-Töne. Der unbestreitbare Höhepunkt des Gartens ist der vor dem Priest House gelegene weisse Garten. Erst durch die Beschränkung auf die Farbe Weiss wird der unglaubliche Reichtum an Blattformen sichtbar. Am schönsten wirkt der Garten bei trübem Licht. Bei Regen oder in der Dämmerung strahlen die weissen Blüten und das Silbergrau der vielen Blattpflanzen am intensivsten.
Das
Haus, das aus dem 15. Jh. stammt, wurde 1910 von Lutyens umgebaut.
Rund um dieses mächtige Haus hat Christopher Lloyd einen
prächtigen Topiary - (=geschnittene Gehölze) und
Blumengarten gestaltet. Allerdings ist er weniger grosszügig als
Sissinghurst oder Hidcote und weitere Gärten. Alles ist
gedrängt und klein gehalten, zu dem sich das Haus etwas
überproportional verhält. Von grosser gestalterischer Kunst
zeugt hingegen die grosse Blumenrabatte auf der Frontseite des Hauses
und der Senkgarten. Dieser ist etwas vom Haus als sog. mixed Border
versetzt angelegt und weist eine überraschende und wohltuende
Dichte auf. Wie eine sanfte Arena gruppieren sich die bepflanzen
Stufen um das kleine Wasserbecken. Ganz reizend präsentiert sich
auch der Topiary-Bereich. Die vielfältigen Tierchen, die auf
ihren grünen Sockel sitzen, erheben sich sehr graziös aus
einem monochromen Blumenbeet und auch der Exotengarten kontrastiert
prächtig mit dem Senkgarten.
Zunächst präsentiert sich dieser Garten, nur einige hundert Meter neben Great Dixter gelegen, recht banal. Die Blumenrabatten dieses heute als Privatschule genutzten Gebäudekomplexes wirken ordentlich und hübsch gepflegt. Wagt man sich aber in die hinteren Bereiche bleibt einem der Mund vor Staunen offen. Es eröffnet sich einem ein Wundergarten von ganz speziellem Charme. Topiary in Reinkultur! Im Zentrum steht ein Schachspiel wie man es selten sieht, das umstanden ist von verschiedenen Beobachtern, alle wunderbar geschnitten in Eibe.
Das ist ein Garten, wie er auch in der Schweiz stehen könnte: Ein Wohnhaus, ein Swimmingpool, ein kleiner Bach, eine Rasenfläche, der Wald schliesst den Garten ab. Das alles ist sehr geschickt arrangiert. Das Gestaltungskonzept - echt englisch, aber durchaus nicht kleinlich- besticht. Von der architektonischen, zugleich leicht verspielten Dichte in der Nähe des Hauses geht der Garten über in die Naturnähe, einem Bereich, der sehr fein und liebevoll angelegt ist. Es ist einem wohl in diesem Garten, ein sehr schönes Beispiel eines Hausgartens.
Sozusagen mitten im Wald trifft man auf diesen 'wilden' Garten. Ein Haus aus dem Jahre 1540, das zu Beginn des 20. Jh. umgebaut und erweitert wurde, steht wie eine Gluckere mitten im Areal. Die Eigentümer weisen in der Beschreibung ihres Gartens darauf hin, dass auch ein Wildgarten Strukturen braucht, wobei durchaus angefügt werden kann, dass es sich hier nicht um einen Wildgarten im schweizerischen Sinne handelt, sondern um eine freie Gestaltung in englischen Manier. Ein persönlicher Garten, kunstvoll zusammengesetzt aus liebevoll gestalteten Einzelstücken, welche die gegebene Topographie klug ausnützen.
Im Eiben-Garten entspringt in einer hübschen Quelle der Bach, welcher dann durch den Wassergarten mit seinen Seen und dem Waldstück fliesst. Ein formales Stück steht somit am Ausgangspunkt, Ordnung als Gestaltungselement. Dem ganzen Bach entlang begleiten einen sehr geschickt wie als Wegweiser aufgestellte zeitgenössische, zumeist abstrakte Plastiken. Zum Haus hin sind wir nur durch Rasenstücke abgetrennt, wäre da nicht die mächtige in Arts- und Crafts-Manier gestaltete Pergola, welche eine kräftige Verbindung zwischen Haus und Wildgartenbereich bildet. Und dann haben wir plötzlich einen prächtigen Blick auf die Villa, die stattlich und wunderhübsch von allerlei Kletterpflanzen eingewachsen das Feld beherrscht. Lassen wir uns aber nicht ablenken und folgen wir dem Bach noch ein Stückchen, um allerlei spannendes zu erleben.
Der vielleicht schönsten Gartenbereich ist der alte Garten, eingefasst von zwei Flügel des Hauses, gegliedert durch einige rechteckige Blumenbeete mit alten Rosen und Stauden. Rassen- und Ziegelwege führen hindurch zu kleinen Sitzplätzen, von wo aus man die Ruhe genissen kann, die hier herrscht.
Sutton Place gehört zu den grossen Englischen Häusern der Tudor Zeit. Verschiedentlich wurde es in der Zwischenzeit umgebaut, vor allem im späten 18. Jh., es hat jedoch seinen typischen Englischen Renaissancestil bewahrt.
1521 wurde es von Sir Richard Weston, einem Günstling Henry VIII., anstelle eines älteren Gebäudes gebaut und blieb bis 1919 im Besitze der Familie, als es vom 5th Duke of Sutherland übernommen wurde, der es im Innern modernisierte. 1959 wurde es an Paul Getty verkauft, der es 1980 weiter veräusserte. Bereits 1986 gelang es an die Sutton Place Foundation, in dessen Besitz es heute noch ist und die grossen Wert auf eine originale Pflege und Unterhalt legt.
1980 erhielt Sir Geoffrey Jellicoe
den Auftrag, den Garten völlig neu anzulegen. Auf verschiedene
Strukturen, die um 1900 von Lady Northcliffe geschaffen wurden,
konnte er zurückgreifen. Sein Konzept ist zwar
grundsätzlich traditionell, aber er versteht es meisterhaft, die
Sprache der Zeit in die Gestaltung einzubringen. Beispielsweise die
Wand von Ben Nicholson, die einen eigenen
Gartenbereich erhält, ist so konzipiert, dass sie bereits aus
weiter Distanz sichtbar wird. Nähert man sich dem Objekt, ergibt
sich ein immer wechselndes Gesamtbild.
Die Anlage ist ein Gefüge aus einzelnen, in sich abgeschlossene Gartenräume, die verschiedene Bilder wie in einem Film ergeben. Man durchschreitet sie in einer Führungslinie, die peinlich darauf ausgerichtet ist, Emotionen und Gefühle sich abwechseln zu lassen. Über dem Ganzen liegt aber die Kunst, die Formen so ineinander fliessen zu lassen, dass das Gesamtbild überaus harmonisch und stimmig ausfällt. Sind die älteren Gartenteile, wie der Rosengarten oder der Garten mit dem Pool bestimmt durch die Vielfalt von blühenden Pflanzen, dominieren in den neuen Anlagen Grünstrukturen, Bäume, Hecken und die Topographie. Abei einen ganz hübschen, verspielten Blumengarten hat Jellicoe auch geschaffen: der östlich Walled Garden (ummauerte Garten), der so an andalusische Vorbilder erinnert mit seinen vielen kleine Brunnen, den farbigen Blumenbeeten und den geometrisch angelegten Wegen.
Ohne Zweifel befinden wir uns an einem der Höhepunkte der Reise.
Und betreten gleich den nächsten, den Landschaftsgarten von Painshill. Charles Hamilton, jüngstes Kind des 6th Earl of Abercorn, geb. 1704 hat ihn nach längerem Aufenthalt in Rom ab 1738 geschaffen. Obwohl wenig verdienend oder gerade deshalb ist das Werk gelungen. Um das für die Arbeit geliehene Geld zu verzinsen und zu amortisieren bestellte er einen Weinberg, der heute noch besteht und baute eine Ziegelei. Beides warf aber nicht den erhofften Betrag ab, so dass Hamilton 1773 gezwungen war, Painshill zu verkaufen. Dieses Gesamtkunstwerk, das formal z.B. mit Sutton Place gar nichts zu tun hat, in seiner gestalterischen Dichte aber durchaus vergleichbar ist, lässt einen nicht so schnell wieder los. Wie ein wohlgeformter, harmonischer Frauenkörper liegt der Garten vor uns, sanftmütig und edel, geheimnisvoll und zart, verführerisch.
Bereits Hirschfeld, der grosse
deutsche Gartentheoretiker des 18. Jh. hat es dieser Garten angetan.
Eine Verwegenheit in dem Entwurfe, und ein glücklicher Erfolg in
der Ausführung , begleiten die bewunderungswürdige
Bemühungen , welche hier die Kunst angewendet hat, es der Natur
gleich zu tun. Die Landschaft ...kann von einem offenen gotischen
Gebäude übersehen werden, welches recht an dem Rande einer
steilen Anhöhe angebracht ist, die unmittelbar aus der Tiefe
über einen schönen künstlichen See hinaufsteigt.
Dieser kann nirgends auf einmal übersehen werden. Allein
vermöge seiner Figur, der Anlage verschiedener Inseln , und
einiger
auf denselben und an den Ufer befindlichen Bäume , scheint er
allezeit grösser zu sein, als er wirklich ist. ....Ein weiter
aus dem See kommender Fluss geht unter einer auf fünf
Schwibbögen bestehenden und nahe bei dem Ausflösse
angebrachten Brücke dahin, worauf er seinen Lauf gegen den Wald
richtet und am Fuße desselben fortströmt. An der Seite des
Berges ist eine kleine Einsiedelei errichtet, welche von dichten
Gebüschen eingeschlossen und gänzlich überschattet
wird. Und in einer weiten Entfernung zur Rechten erhebt sich
über die oberste Spitze des Berges ein sehr hoher Turm, der
über alle Bäume hervorragt. .....Durch diese ganze
prächtige Szene ist Übereinstimmung mitten in der
Abwechslung erhalten worden. Alle Teile haben eine ungezwungene
Verbindung. .... Der ziemlich grosse See, der von den luftigen
Gebüschen an seinen Ufern und von der in seiner Oberfläche
sich spiegelnden Brücke ein reizendes Ansehen bekommt, belebt
die ganze Landschaft, um die Strecke und Höhe des
abhängigen Waldes gibt dem Ganzen ein Ansehen von Hoheit.
Ein geschlängelter Weg
führt ganz allmählich von dem gotischen Gebäude zu dem
See hinunter; worauf ein breiter Spaziergang längs an
den Ufern hin, und dann weiter über eine Insel fortgesetzt ist,
wo er auf der einen Seite dicht am Wasser hingeht, auf der andern
aber mit Gebüschen besetzt ist. Diese Gegend ist vollkommen
einsam, allein die Einsamkeit selbst ist angenehm. Der See ist ruhig,
er ist aber voll bis and den Rand des Ufers und wird niemals durch
Schatten verdunkelt. Der Spaziergang ist nicht rauh, sondern beinahe
eben, und geht recht an dem Rande des Wassers weg. ...Obgleich fast
der ganze Ort mit Gehölz umringt ist, so ist er dennoch an sich
selbst so frei und luftig; drei Brücken, ein ruinierter
Schwibbogen und eine Grotte unterstützen seine Schönheit;
und das gotische Gebäude, welches noch sehr nahe erscheint, und
sich senkrecht über den See erhebt, verbindet sich auch mit
dieser Szene.
Jedoch sind diese Gegenstände nirgends auf einmal sichtbar; sie kommen nur einer nach dem andern zum Vorschein, so wie sich der Spaziergang verändert, so dass ihre Menge nicht zur Last wird, sondern nur mit einer öfteren Erblickung derselben bereichert.
Das türkische Zelt, hoch über dem See gelegen, die Ruinenabtei, das Wasserrad, welches die Pumpen betreibt, die den See füllen, der heute nicht mehr bestehende dorische Bacchustempel das Mausoleum sind weitere Objekte, welche den Spaziergang in diesem einmaligen Garten bereichern, abwechslungsreich machen und ihn als einen der grossen Englischen Landschaftsgärten auszeichnen.
Eigentlich ist beabsichtigt, hier einen kleinen, wilden, privaten Garten anzuschauen. Noch habe ich ihn nicht gesehen und musste mich von Bildern überzeugen lassen. Die überzeugen. Ein Garten wie für Alice im Wunderland, verspielt, mit vielen kleinen Details, Gartenplasiken und gewagten Pflanzenkompositionen. Ein Garten als Gemälde und Kunstwerk, immer in der Schwebe zwischen Natur und Künstlichkeit. Es ist das Werk des Gärtners, welchem die Anlagen des West Dean College anvertraut sind, die ich hingegen kenne. Sie beherbergt die prächtigste Pergola, die man sich vorstellen kann. Ein Feuerwerk an Kletterpflanzen, Rosen, Clematis, Geissblatt entwickelt sich hier. Sie ist das Zentrum, um das sich der Garten abspielt. Sie beginnt bei einem kleinen Pavillon und endet an einem kleinen Teich - unspektakulär, sich selbst zelebrierend. Man muss sich fast losreißen, um die umgebende Landschaft mit dem prächtigen Schloss aufzunehmen, einem klassischen Englischen Landschaftsgarten, ebenfalls zu geniessen. Die Einfachheit der Anlage ist beinahe wohltuend zum üppigen Glanz des intensiven Pergolagartens.
Das ist der Garten für die Clematis- und Rosen- Freunde! Über hundert Arten und über 400 Rosen sind in diesem kleinen Garten versammelt. Die meisten klettern am viktorianischen Haus herum, für etliche bestehen spezielle Gerüste und Pergolen, die aber immer so angelegt sind, dass sie dem Zwecke eines Wohnhauses, also als Erholungsraum und nicht als Schaugarten dienen. Denn letzter ist dieser intime Garten keineswegs. Aber man spürt in ihm die Leidenschaft der Besitzer für die Pflanzen. Neben kletternden Clematis finden sich hier auch etliche strauchartig wachsende.
Es ist ein Garten, der in der Tradition von Hidcote steht. Ralph Dutton hat in 1934 mit viel Geschick und Wahrnehmungsvermögen angelegt. Die Konzeption ist formal, die Bepflanzung ruhig, mit Gehölzen, die das Gerüst bilden. Auf verschiedenen Ebenen und Terrassen sind Gärten angelegt, die untereinander mit verschiedenartigen Elementen wie langen 'walks' (zumeist ein heckenbestandener Grasweg), oder auch sich schlängelnden Wegen, z.B. dem duftenden Philadelphus-Pfad, verbunden sind. Tempel, Obelisken, eine Diana-Statue, ein rechteckiger Seerosenteich geben dem Garten einen Hauch von 'aufgekratzter' Eleganz erhalten. Ein Garten im Besitz des NT, an dem man häufig zu Unrecht vorbeigeht, denn schon nur seine Lage über der umgebenen südenglischen Kreidelandschaft ist phantastisch.
Es gibt Autoren, die diesen Garten zu den lieblichsten Englands zählen. Er ist in der Tat nicht nur geschickt entworfen - originalgetreue historische Darstellungen wechseln sich mit späteren Epochen ab und reiche Bepflanzungen schmeicheln den dem Charakter der individuellen Abteilungen - das ganze Ensemble strahlt auch eine sehr romantische Atmosphäre aus. Formale und intime wilde Teile wechseln sich ab, so wie es die geschichtliche Entwicklung verlangt. Von einer Serie von unterschiedlichen Gärten führen Öffnungen und Mauern und Hecken zu offenen Gartenhöfen, daneben wirken walled und yew-hedged (eibenheckenumstandene) Gärten wie feine Zimmer.
Cranborne wurde der Familie Cecil von James I. geschenkt und der königliche Gärtner John Tradescant (oder war es William Arnold?) legte den Garten um 1620 an. Einige Teile sind heute noch erhalten, so der Hügel mit seinen Eibenhecken und Lavendelbeete, von wo aus man einen schönen Ausblick hat und die Bowling-Eibenallee. Später kamen ein elizabethianischer Knotengarten dazu, in neuerer Zeit ein weisser Garten und ein entzückender Küchengarten. Nicht zu vergessen sind die Pergola, die üppigen Staudenrabatten, die Alleen, weiten Wiesen und was den Garten speziell spannend macht, sind die Wildgartenbereiche.
Geoffrey Jellicoe war in dieser Anlage bestrebt, eine Harmonie zwischen der umgebenden Landschaft und dem neuen Garten herbeizuführen. Des Gartens grosser Vorzug ist der Überfluss an Wasser, der herrscht. Es entspringt Quellen in einem dunklen Weiher und bildet, nachdem es einen weiteren, breiten, L-förmigen Weiher formt, den Fluss Nadder, der wiederum durch die Felder vor dem Haus fliesst.
Jellicoe's Plan bezweckt die Übertragung dieser anmutigen Waldlandschaft, die mit ihrem lockeren Ulmenbestand immer wieder Durchblicke und Freiräume schafft. Er gestaltet neue Blickachsen, ändert den Lauf des Flusses leicht und stellt zu deren Unterstützung beiderseits des Flusses klassische Statuen auf. Eine arkadisch-romantische Welt schwebt ihm vor, vergleichbar mit Kent's Rousham. Dies zeigt sich auch in der formalen Gestaltung des Kanals, der aus dem kleinen See mündet, an dessen einen Ende schmale palladinische Säulen mit klassischen Statuen stehen.
Das hält ihn jedoch nicht davon ab, kräftigere Eingriffe vorzunehmen. Am Eingang markiert ein Tor in einer kräftigen Ziegelmauer, dass hier nun die Gartenwelt beginnt. Er gestaltet einen weiteren Wassergarten, wo das Wasser in einer sich schlängelnden, schmalen Rinne den Hang hinunter gleitet, in der Hälfte über Kupferkaskaden hinunterfällt und dabei ein konstantes Geräusch erzeugt. Durch drei kleine, runde Teiche mit an Moghulgärten erinnernde Fontänen fliesst es weiter und verlässt den Garten in die Wildnis. Über eine einfache Brücke gelangt man zu sechs grossen, quadratischen Beeten, eingeschlossen von Buchshecken und gefüllt mit vielfältigen Obstanlagen, Blumenrabatten und ornamentalen Gemüsebeeten - ein himmlischer Genuss.
Sissinghurst, Hidcote und mit Tintinhull der kleinste - das ist das Dreigestirn der grossen englischen Blumengärten. Ein exaktes Rechteck erwartet uns, ein Grundriss wie aus dem Lehrbuch der Geometrie. Irgend einmal zwischen 1905 und 1931 wurden die verschiedenen, walled Seriengärten entlang einer Führungslinie geschaffen. Die Räume sind recht klein gehalten, man fühlt sich darin wie in grünen Zimmern, es ist einem sehr wohl. Nur der Pool-Garten und der Zedernhof atmen Weite. Man kommt nie ins Eilen, der Garten ist klein und übersichtlich, man darf sich ruhig in den Details verlieren und sich in sie verlieben. Vielleicht fand das in der Zeit statt, als Dr. Price, zwar nicht bekannt als eloquenter Gärtner oder Botaniker, sondern als sehr kultivierter Kirchenmann wirkte, und von denen ist bekannt, dass sie sich des öfteren in der Hauptsache ihren Gärten widmeten. Man kann allerdings davon ausgehen, dass wohl Harold Peto, ein bedeutender Gartenarchitekt, seine Hand im Spiel hatte.
Captain und Mrs. Reiss
führten ab 1933 die Arbeiten weiter. Vor allem Mrs. Reiss war
verantwortlich für den heutigen Zustand der Anlage. Sie schuf
den Pool-Garten mit der Loggia, den Zedernhof und war verantwortlich
für die Bepflanzung der mixt borders (gemischte Staudenbeete).
Man schreibt ihren Pflanzenkompositionen Nachdenklichkeit oder besser
gedankenvolle Intelligenz zu, weil sie
das ganze Jahr über attraktiv sind und über die Jahre
gereift sind. Sie sind nicht in ein paar Stunden auf dem
Zeichenpapier entstanden. Als grosses Beispiel gelten die beiden
Rabatten längs dem Pool. Im Frühling stehen hier
Büschel von Zwiebelpflanzen, überreich blühende
Kirschen; ein Farbschema ist nicht erforderlich, denn immergrüne
Büsche und Sträucher geben Struktur. Mitte des Sommers
glänzt ein Beet mit klaren und leuchtenden Farben, während
das andere mit sanften und milden Farben zurückhaltender
gestaltet ist. Im kräftigen Beet sind auch die Blätter in
kräftigen, auch weissen Farben gehalten, Verbascum, Senecio,
Spartium zusammen mit weissen und roten Rosen und auf der
gegenüberliegenden Seite herrscht citron, rosa, pink, mauve
vor.
Ganz spannend sind auch die schattigen Gartenhöfe mit den Hortensien und graublättrigen Pflanzen, die Mauern verführen zum Bepflanzen mit Geissblatt, Clematis und Kletterrosen.
Ein besonderer Leckerbissen ist der Gemüsegarten, wo Gemüse, Gewürze und Duftpflanzen in äusserst reizender Art zusammen komponiert sind.
Es ist das Reich der Margery Fish, der berühmten Gärtnerin, die allerdings schon vor etlichen Jahren gestorben ist, nicht ohne aber eine Anzahl bedeutender Gartenbücher zu hinterlassen. Der Garten, unterteilt wiederum in einzelne Bereiche, ist ein Refugium für Schattenpflanzen, Storchenschnäbel und Primula. Ein Wildgarten, wie in Le Roy nicht besser gestalten könnte. Die grossen, schattenspendenden Bäume, die Hecken, die sich verlierenden Wege, die kleinen Sitzplätze machen diesen kleinen Garten zu einem ganz speziellen Abenteuer
Um 1920 hat man mit der Anlage
dieses vielfältigen und bedeutenden Ensemble begonnen. Das
Backsteinhaus stammt aus dem späten 17. Jh. und musste
kräftig restauriert werden. Bereits 1907 kam es als erstes
derartiges Objekt in den Besitz des National Trust, wobei die Familie
Lyle drei
Generationen Wohnrecht behielt. Heute ist der NT alleiniger Besitzer
und Verwalter. Der Charakter der Anlage ist höfisch, strahlt
grosse Würde aus. In Verschiedenen Gartenhöfen sind im
Laufe der Zeit verschiedenartige Gärten entstanden, ausserhalb
der Mauern sind grosse gemischte Beete angelegt. Bereits 1920
entstand der Küchengarten mit den verschiedenartigsten
Gemüsen für alle Jahreszeiten und prächtigen
Obstspalieren; 1925 wurden der Seerosen- und Rosengarten nach
Plänen von Gertrude Jekyll erstellt. Da die Kosten für
einen Senkgarten mit Teich zu hoch gewesen wären, hat man auf
die Absenkung verzichtet und dafür die Beete mit höheren
Pflanzen wie Hydrangea, Azaleen, Yuccas und Heliotropium angesetzt.
Sie stehen mit ihren kräftigen Farben im Kontrast zu den
Ziegelsteinen (rot, orange, karmin und gelb). Der Rosengarten wurde
nach und nach in einen Irisgarten umgewandelt, der durch Rosen,
Gewürze und Einjahrespflanzen ergänzt wurde.
Unter der dritten Generation der Lyle's entstand der weisse Garten, wobei grosser Wert darauf gelegt wurde, dass auch die Blätter in den Farben weiss, crème und silbern gehalten wurden.
Der Garten besticht durch seine Grosszügigkeit. Obwohl die meisten Gärten ummauert sind, wirken sie nie einengend oder klein. Es ist einer der ganz Grossen Gärten.
Es ist ein berühmter Garten.
Mrs. Verey hat ihn in Bücher und Artikel bekannt gemacht. Sie
liess sich aber auch inspirieren von Gerturde Jekyll und Russel Page
sowie von Botanikern, was sich in der reichhaltigen Pflanzensammlung
niederschlägt. Wir befinden uns bereits im Cotswold, die
Architektur, die Gärten und die Landschaft ändern sich. Vor
dem Haus stehen grosse, alte Bäume, unter deren Krone im
Frühling unzählige Zwiebelpflanzen blühen, seitlich
schliesst sich ein ganz eigenwilliger Knotengarten
aus Zwergbuchs an, flankiert von panachierten, geschnittenen
Stechpalmen. Von der Steinterrasse aus führt ein schmaler Weg
hinweg, begleitet von zylindrischen Eiben, deren dunkles Grün
die Frivolität der Steinrosen, die längs des Weges tanzen,
unterstützt. Blumenrabatten mit schön assortierten Pflanzen
begleiten den Besucher zum Pool, wo man vor einem Tempelchen steht.
Und geht man weiter, findet man eine grosse Zahl weiterer
hübscher Plätze und Orte, eine Lindenallee, symmetrische
Gartenbereiche, einen Küchengarten, einen Goldregenbogen, ein
Gotisches Sommerhaus und vieles mehr. Alles ist sehr hübsch
arrangiert und gestaltet, fliesst harmonisch ineinander über,
keine Mauern behindern den Durchblick.
Wir sind im Orient. Eines Morgens im Jahre 1795 kehrte Colonel John Cockerell aus Bengalen zurück und kaufte sich das Grundstück in den Cotswold's, einer ganz speziellen Gegend in England. Nur drei Jahre später starb er und überliess es seinem jüngsten Bruder, der mit ihm zusammen in ostindischen Gesellschaft diente, hier ein Haus zu bauen. Dieser beauftragen einen weiteren Bruder, S.P. Cockerell, ein Haus im Indischen Stil zu bauen. Bis 1884 blieb es in der Familie und wurde dann an James Dugdale verkauft und seit 1944 gehört es Cyril Kleinwort, dessen Tochter und ihr Mann Mr. + Mrs. Peake heute noch hier wohnen.
Es ist eine Mischung aus Hindu- und Muslimarchitektur, die einen hier empfängt. Und das Gebäude steht durchaus in guter Gesellschaft, hat sich doch auch der König in dieser Architektur versucht. Dieser ist allerdings aus Geldmangel gescheitert. Sezincote ist das einzige Beispiel der Architektur von Akbar, die zwischen 1550 und 1600 ihre Hochblüte hatte. Die Säulen und horizontalen Balken über dem Eingangstor sind von der Hinduarchitektur inspiriert, während die vier feinen Minarette an den Ecken muslimischen Ursprungs sind. Die Pfauenschwanz-Bogen über den Fenstern des ersten Stockes stammen aus Rajasthan, wo die Moghuls die meisten Paläste bauten; die Kuppel wiederum, die Herz und Himmel symbolisieren - ein Symbol für Friede und Ruhe - sind persisch inspiriert. Trotz diesen verschiedenen Stilen wird das Haus kompakt, ruhig und ausgeglichen.
Der Garten wird Humphrey Repton zugeschrieben, obwohl darüber kein Rotbuch besteht. Er ist nicht im Stil des Hauses gehalten, etliche Bauten im Park sind aber orientalischen Ursprungs, so der Tempel der Surya, auf einer kleinen Treppenpyramide an einem lieblichen See stehend, die brahmischen Stiere auf der Brücke oder die Schlage am Schlangenteich. Nicht vergessen sei der eigentliche indische Garten mit seinen ruhigen Wasserkanälen in unmittelbarer Nähe des Palastes. Hier werden die Ideen der moghulischen Gartengestaltung direkt aufgenommen und nur leicht uminterpretiert. Es ist ein typischer englischer Landschaftsgarten aus der späten Epoche. Allerdings ist er nicht überladen an zufälligen Elementen. Repton hat sich zurückgehalten und sich am Stil des Hauses orientiert. Dieses steht im Mittelpunkt der Scenerie und verträgt keine Konkurrenz. Natürlich sind schöne Pflanzensammlungen zu bewundern, hübsche Wasserläufe und faszinierende Details. Man hat das Gefühl in einer anderen Welt zu sein.
Der Garten von Snowshill Manor
übt wie kaum ein anderer einen stillen Zauber auf den Besuche
aus. Im Jahre 1919 über nahm der 36jährige Architekt
Charles Paget Wade des heruntergekommene, uralte Haus. Man darf
annehmen, dass er als Mitarbeiter renommierter Architekten ein
geschultes Qualitätsbewusstsein für Architektur und
Gartengestaltung hatte. Er liess sich inspirieren von der
damals
wieder einmal verehrten italienischen Renaissance und wohl auch von
Lutyens, mit dem er zusammentraf. Seine wirtschaftliche Situation -
er besass eine Zuckerrohrplantage in Westindien - erlaubte es ihm,
sich ganz seinen Leidenschaften, der Architektur, dem Kunsthandwerk
und der Sammelleidenschaft zu widmen. Und selbstverständlich
seinem Garten. Das umgebende, steil abfallende Gelände
terrassierte er, um das Haus optisch vor dem Hinabrutschen ins Tal zu
bewahren. Die einzelnen Terrassen liess er mit Stützmauern
abfangen.
Im Garten - er erfasst eine Fläche von lediglich 0.8 ha - spürt der Besucher sehr deutlich, dass jeder Raum sorgfältig geplant ist. Wade folgte bei der Gestaltung zwei Maximen, die er selbst formuliert hatte: Erstens ist die Konzeption eines Gartens wichtiger als der Blumenschmuck. Zweitens muss ein Garten Geheimnisse und Überraschungen bergen; der Besucher soll hinter das gelockt werden, was sich ihm auf den ersten Blick präsentiert. Im Garten von Snowshill Manor sind es folglich nicht farbenprächtige Blumen, die den Zauber ausmachen. Wade beschränkte sich bewusst auf einige zurückhaltende Farbtöne - Blau, Mauve, Purpurrot und zarte komplementäre Tupfer aus anderen Farbpaletten. (aus: Mader-Mader; Der Architektonische Garten in England)
An der Osler Road in Headington, einem Quartier von Oxford, haben sich Mr. und Mrs. Cootes ein wunderbares Paradies mitten in der Stadt geschaffen. Eine Fülle von heimischen und exotischen Pflanzen sind in diesem klar strukturierten Garten anzutreffen. Die Liebe der Hausherren zum Mediterranen Garten dringen durch.
Im Zentrum des Gartens liegt ein formales Rasenstück, umfasst an drei Seiten mit Hecken, die von Buchsbeeten vorgelagert sind. Bepflanzt sind diese Rabatten mit Lavendel, Santolina und Sedum und erhalten so einen sehr klassischen Anstrich.
Im vorderen Bereich befindet sich eine reichhaltige Pflanzensammlung, angelgt in einem malerischen Garten, in dem sich auch ganz hübsche Überraschungen wie die Ecke mit dem Steinaffen und den gefallen Säulen, welche den Niedergang der Klassik darstellen. Auf Schritt und Tritt finden sich Assoziationen zu italienischen Gärten, die sehr hübsch und liebevoll arrangiert sind.
Es ist ein sehr persönlicher Garten, den wir hier antreffen, angelegt und unterhalten von Liebhabern, die voll und ganz in dieser Kunst aufgehen.
Ähnlich und doch ganz anders
präsentiert sich dieser Garten in Haddenham. Der Hausherr und
Architekt Aldington hatte die Möglichkeit, eine kleine Gruppe
von Einfamilienhäuser zu bauen, die er um einen grossen
Gartenraum gruppierte. Sehr wohltuend sind diese nicht in der sonst
immer noch
üblichen Arts and Crafts-Manier gehalten, sondern sind durchaus
modern gehalten. Aufgrund der Anordnung der Bauten hat sich ein
spannender Innenraum ergeben, der zusätzlich durch einfache
bauliche Massnahmen und Bepflanzungen in verschiedene kleinere
Räume untergliedert wurde. Man tritt in einen mediterranen
Trockengarten ein, wo einem zunächst prächtige Eremurus
überraschen, die aus dem graulaubigen Teppich herausragen. Durch
einen schmalen Torbogen gelangt man in eine ganz andere Welt.
Bäume spenden Schatten für freie Pflanzungen mit Fingerhut,
Funkien, Glockenblumen und Blattschmuckpflanzen. Grosse Vasen
strukturieren das Bild. Eine grössere Rasenfläche bildet
eine ruhige Mitte und bildet die Grenze zu den sonnigen
Staudenrabatten. Aus diesem grossen Raum eröffnen sich
geheimnisvolle Durchblicke und lassen weitere kleine und schmucke
Höfe mit sorgfältig gepflegten Details erahnen.
Obwohl der Garten nicht sehr gross ist, könnte man sich stundenlang darin aufhalten und immer wieder etwas neues entdecken.
Geht man unbekümmert an diesen Garten mit seinem wunderhübschen alten Haus heran, vermeint man sich hingerissen zwischen dem angedeuteten französischen pate d'oie, der in mächtige Alleen einfliesst, und einem englischen Landschaftsgarten, dem man die Landschaft gestohlen hat. Man eilt von einem Höhepunkt zum andern, erfreut sich an der Grosszügigkeit der Räume, die allesamt mit Pflanzen, Hecken, Bosketts eingefasst sind, verliert sich darin, verfällt in Träumereien, erschrickt bei den Statuen des Vertumnus und des Herkules und ergötzt sich an den prachtvollen Kompositionen im Staudenbeet.
Lässt man sich näher auf das Ensemble ein, beginnt man die Gedanken des Erschöpfers, dem 1st Lord Fairhaven nachzuempfinden. 1926 hat er die Anlagen übernommen und sogleich mit der Gestaltung des Gartens begonnen. Die mehr oder weniger flache Moorlandschaft war nicht gerade ideal, um hier ein unvergleichliches Gartenwerk zu schaffen.
Seinen
Plan hat er überschrieben mit eine Serie kontrollierter und
geometrischer Entwürfe eingesetzt und verbunden untereinander
mit unkontrollierten und unformellen Baummassen. Geometrie und
Ordnung wurden gesetzt durch die Alleen und Gänge, die Fairhaven
angetroffen hat, die im 20. Jh. im Landschaftsgarten jedoch kein
üblicher Bestandteil mehr waren. Er war ein grosser
Pflanzensammler. Er sammelte aber nicht aus botanischem Interesse,
sondern um dramatischen Effekte hervorzurufen und Überfluss zu
erzeugen. Auch Skulpturen fanden in grossen Mengen Platz im Garten,
der jedoch so gross ist, dass sie nirgends überborden. Die
Gartenräume erzählen Geschichten, jeder ist einem
speziellen Thema gewidmet. Oftmals sind es Pflanzen, die den Ort
bestimmen - der Rosengarten natürlich, der Cyclamenweg, der
Dahliengarten, der Narzissengarten; dann auch die
Jubiläumsallee, der Kriegergarten, der Olympiaweg, der Weg des
Eroberers, der Tempelrasen usw. Die Wege verbinden die dramatischen
Orte, sind selber aber auch szenisch belegt. Langweilig wird es einem
nie.
Die Komposition ist gelungen, wenn natürlich nicht mit der Kühnheit eines Brown'schen Entwurfes vergleichbar. Sie verschwindet ab und zu unter der Last der Details, um in weiten Ausblicken plötzlich wieder hervorzuquellen. Eine Lust, hier zu verweilen.
So stellt man sich einen englischen Garten vor: ein Tudor- Schloss aus dem Jahre 1470 mit einer Zentralhalle und zwei Wohnflügeln. Das Haus ist von Wasser umgeben, das sich auf der Südseite zu einem See ausweitet. Die Bepflanzungen an den Fassaden und in den vorgelagerten Rabatten erwecken einen Dornröscheneffekt, der durch die Vielzahl der wunderbaren alten Rosen noch verstärkt wird. Mrs. Cargill hat den sprichwörtlich grünen Daumen, indem sie diese bei uns so heiklen Rosen ohne Gifte zur vollendeten Entwicklung bringt und mit ihnen zauberhaft komponiert.
Sir Henry Hobart kaufte den Sitz im Jahre 1616 und liess sich das Haus ab 1819 vom Architekten und Zimmermann Robert Lyminge bauen. Die Baumeister Thomas Thorpe und Thomas Style unterstützten ihn dabei, mussten den Bau um 1621 allerdings wieder verlassen.
Es entstand ein echt jakobinischer Bau, charakterisiert durch strenge Tradition mit der herkömmlichen Grundrisskonzeption. Die Halle ist nach wie vor das Zentrum des Komplexes, an welche sich die Wirtschafts- und Privaträume anschlossen. Dies ergab zumeist eine asymmetrische Aufteilung und die Errungenschaft der neuen Architektur war, dies nach aussen nicht sichtbar werden zu lassen. Die Fassade hatte im Gegensatz zu mittelalterlichem aber auch Tudorverständnis nun symmetrisch zu sein. Die Innenräume mussten sich diesem Verdikt unterziehen. Die Dachabschlüsse und Giebel erhielten ganz neue runde Formen, ausgebildet als Scheinfassaden vor den Satteldächern. Die Türme erhielten geschweifte Kuppeln.
Um
1626 waren die Bauarbeiten abgeschlossen. Der Garten, wohl ebenfalls
von Lyminge geplant, erstreckte sich auf der Ostseite, dort wo sich
auch heute noch ein Parterre befindet. Es kann davon ausgegangen
werden, dass dieser ebenfalls im Stile der Zeit, also geometrisch im
Sinne der späten französischen Renaissance.
Im frühen 18. Jh. wurde die ganze Anlage vermehrt in die Nord-Süd- Achse ausgerichtet, um dem Ganzen dem Zeitgeist entsprechend grössere Dimensionen zu verpassen. Nach wie vor blieb aber das Ostparterre, das auf der anderen Seite nun durch einen dorischen Tempel als Sommerhaus (1730) abgeschlossen wurde. Bis 1760 war das Gebiet des heutigen Acre ein wilder Weiher, der nun aufgefüllt wurde. Gegenüber der umgebenden Landschaft wurden in dieser Zeit auch Ahas gebaut.
Um 1800 wurde Humphrey Repton engagiert, der wohl einige heute nicht mehr erkennbare Veränderungen anbrachte. Von seinem tauben Sohn John sind einige Zeichnungen, die er für Lady Suffield anfertige, erhalten. Erhalten von ihm ist die Traillage beim Secret Garden.
Die heutige Anlage geht im Wesentlichen auf die Umänderungen in den Jahren um 1872 zurück. Im Parterre wurden Futtermauern und Freitreppen eingezogen, die Umfassungsmauer stammt wahrscheinlich auch aus dieser Zeit. 1877 wurden von Lady Lothian 30 Gartenornamente gekauft, darunter der Muschelbrunnen im Westgarten, der Hund von Alcibiades nahe dem Sommerhaus , diverse Abschlusskuppeln, Sphinxe und Vasen, welche heute die Mauern und Treppenläufe schmücken.
Norah Lindsay schuf im Jahre 1933 einige Vereinfachungen, fügte aber auch etliche Staudenrabatten und Blumenbeete ein.
Es ist ein Victorianischer Garten, den wir vor uns haben, sozusagen ein Zwischending von Landschaftsgarten und Eduardischen Arts- und Crafts- oder Staudengarten. Noch ist die Landschaft integrierter Bestandteil der Anlage, die näheren Bereiche sind aber intensiv gestaltet und nicht nur reduziert auf eine Staudenrabatte oder ein Duchênses Parterre.
Der Beth Chatto-Garten ist zweierlei. Zunächst ist es die Staudengärtnerei einer der berühmtesten Gärtnerinnen England, Beth Chatto. Ohne Zweifel ist es eine der bedeutenden Produktionsstätten England, die in die ganze Welt Exemplare aus dem immensen Sortiment verschickt. Nicht alles wird hier angezogen, aber einiges ist es doch. Ein Eldorado für Staudenliebhaber! Die Planzen werden im übrigen nach sehr modernen Methoden kultiviert.
Daneben gibt es hier einen phantastischen, ca 10 ha grossen Ziergarten. Beth Chatto hat mit der Anlage um 1960 begonnen. Bis dahin bestand hier ein Obstgarten, auch einige alte Eichen standen herum. Der Garten liegt an einem leichten Tal, in dessen Mitte ein kleiner Bach fliesst. Im Laufe der Jahre wurden verschiedene Gartentypen entwickelt, so dass sich heute ein Garten mit unermesslichem Pflanzenreichtum präsentiert. Er beginnt in einem mediterranen Bereich, der durchzogen ist von vielen eingefassten Wegen, gegliedert in Terrassen und erschlossen mit Treppen. Der Boden - und das ist ein Element, mit dem sich englische Gartenliebhaber mit Vorliebe beschäftigen - wird sorgfältig gepflegt und fleissig mit Kies angereichert. So ist es nicht verwunderlich, dass hier eine grosse Zahl graulaubiger Stauden und Halbsträucher gedeihen, so dass dieser Garten auch einen sehr hübschen Winteraspekt hat. Stolz verweist man allerdings auf die Überraschungen, die dieser Bereich zwischen Februar und Oktober beinahe wöchentlich bereit hält.
Dem
gegenüber steht der Wassergarten mit seinen grosslaubigen
Gewächsen, wohin man sich vor der Hitze des Sommers gerne
zurückzieht. Vier grössere Weiher sind nach und nach
entstanden, einer etwas unterhalb des andern. Unterteilt sind sie
durch grasbewachsene Dämme. Sanftes Grün dominiert hier,
grosse Gräsen, Astilben, Hemerocallis und Gunnera herrschen vor.
Wir gelangen in den Schattengarten und sind überrascht von der Vielfalt, die auch hier herrscht. Farne, alle Arten von Funkien, prächtige Polygonum, Dicentra, Polygonatum, Geissblatt und vieles mehr ist zu entdecken. Es ist angenehm hier, ruhig, die Farben zurückhaltend und immer sehr gekonnt komponiert. Die alten Eichen, die hier Schatten spenden, wirken wie ein gewaltiges Dach.
Eine neuere, sehr schöne
Errungenschaft ist der Kiesgarten. Es ist allerdings nicht so, dass
man hier auf Schotterwüsten treffen würde,die bei uns in
Mode geraten sind und so absonderlich komisch wirken. Vielmehr wurde
der Boden für die speziellen Pflanzen hergerichtet. Es ist heiss
hier, die Pflanzen passen sich dem an
und sind ganz phantatisch komponiert. Der Boden ist wirklich
durchlässig und da die Temperatur im Winter selten unter +6 Grad
fallen, kommen auch exotischere Pflanzen vor. Es ist wie alle anderen
Gartenbereiche immer auch ein Versuchsgarten, wo Arten getestet
werden.
Die ganze Anlage ist trotz der herrschenden Vielfalt überraschend homogen und kompakt. Es ist immer wieder erstaunlich, wie es die Engländer fertig bringen, trotz der fast unübersehbaren Anzahl von Arten eine Kompaktheit zu erreichen, die überzeugt. Möglicherweise liegt es in der Kunst der richtigen Kompositionen; die verschiedenen Arten konkurrenzieren sich nicht, sie ergänzen sich, sie gehen aufeinander ein, stehen im Dialog zueinander.