Hans
Graf Gartenbau CH-3065 Bolligen hansgraf@bluewin.ch
Gärten in Holland und Norddeutschland
Teil 1(eine kleine Auswahl)
Holland
Die Grachtengärten von Amsterdam
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Vor gut einem Jahr ist eine dreibändige Inventuraufnahme
der Gärten an der Keizer-, Heren- und Prinsengracht erschienen.
Dem Vernehmen nach muss es eine Sisyphusarbeit gewesen sein, überhaupt in
diese Gärten hinein zu gelangen. Zunächst stösst
man nur auf verschlossene Türen, die einem zumeist auch nach etlichem Klingeln
niemand öffnet, wenn man unter dem kühlen Schatten der grossen,
stattlichen Bäume diesen Kanälen entlang spaziert.
Natürlich sind schon die Häuserzeilen an diesen Grachten faszinierend schön,
wohnten doch hier die nobelsten der noblen Kaufleute von Amsterdam.
Eigentlich
ahnt man nicht einmal, dass sich hinter diesen zumeist farbigen Fassaden irgendwelche
Innenhöfe verstecken könnten. Deren wird man aber
ansichtig, wenn zufälligerweise einmal eine Eingangstüre offen steht und man
durch den Gang ein kleines Auge voll Garten erhaschen kann. Und wenn sich
dort noch eine rosenumrankte Statue oder ein geheimnisvoller
Brunnen versteckt wird man neugierig.
Langsam beginnt man zu verstehen, dass man mit
diesen verborgenen Schätzen sehr wohl einige Bücher füllen konnte. Gleichzeitig,
nachdem man sozusagen vom Nektar gekostet hat, muss man aber zur Kenntnis
nehmen, dass es praktisch (noch) ein Ding der Unmöglichkeit ist, eine grössere Anzahl dieser Gärten wirklich zu besichtigen. Nur
mit ausreichender Hartnäckigkeit und Geduld werden sich einige Besitzer ausfindig
machen lassen, die bereit sind, ihre Gärten auserlesenen Gästen und Gartenliebhabern
zu zeigen. Glücklicherweise gibt es einige öffentliche Gebäude, Museen und
Schulen, wo der Zugang problemlos ist.
Was
ist es denn, was man hier zu sehen bekäme:
Zunächst
ist natürlich die Grösse der Gärten beschränkt.
Wenn es hoch kommt hat so ein Garten 20 m Tiefe und je nach Besitz 20 - 40
m Breite. Im Vergleich zu unseren Reihenhausgärten immerhin schon eine beachtliche
Grösse. Und wenn man dann diese Gärten betrachtet kommt dies einem Streifzug durch die Jahrhunderte gleich. Neben ganz modernen, manchmal auch etwas verwilderten
Gärten trifft man auf exakt geschnittene kleine Parterres, einfache Rasenstücke
wechseln ab mit herrlichen Blumengärten, Kiesgärten kontrastieren zu Wassergärten,
romantische, verschlungene Wegeführungen und Strauchsetzungen wechseln sich
mit modernen und auch malerischen Steingärten ab.
Keiner der gegen 200 Gärten gleicht dem andern. Es ist, als hätte man
sich der Einmaligkeit verschrieben. Natürlich gibt es etliches Belangloses
darunter, aber umso mehr stechen die edlen Stücke hervor. Das klassische herrscht
vor, zwischendurch trifft man aber immer wieder auf modernes Design; bedeutende
Gartenarchitekten haben hier neben engagierten Laien gewirkt. Und nicht immer
sind es die ersteren, welche besondere Kreationen hervorgebracht haben.
Diese
Abfolge von Gärten auf so kleinem Raum, diese ungeheure Dichte an qualitativ
hochstehender Gestaltung ist einmalig. So könnten diese alten neuen Gärten
Vorbild für so manche Reihenhaussiedlung sein.
Der botanische
Garten von Leiden
In
Leiden befindet sich die älteste Universität Holland und mit einer der ältesten
Universitäten Europas. Damals spielten die botanischen Gärten eine wesentliche
Rolle in der Forschung und Ausbildung. Sie hatten nicht nur botanischen Wert,
sondern dienten auch der Medizin als Ort, wo Heilpflanzen herangezogen, geprüft
und erforscht wurden.
Von
botanischem Interesse war zunächst die Systematik, als die Art, wie Pflanzen
nach Verwandtschaft geordnet wurden.
Der japanische Garten im Clingendeal
Wie ich diesen Garten zum ersten mal besucht habe, musste ich ihn ziemlich suchen. Er liegt
nicht einfach mitten im Zentrum eines gösseren Parks,
dem Clingendeal- Landschaftspark, sondern abgeschieden,
weit weg von allem Trubel tief in einem Wald versteckt. Er ist auch nur im
Frühling während eineinhalb Monaten geöffnet, obwohl er auch in der Zeit ausserhalb
der Rhododendronblüte sehr schön wäre.
urch seine Lage im Wald - auch
im Garten selbst stehen viele Bäume - erhält er einen ganz besonderen, beinahe
heiligen Charakter. Zudem ist er von Rhododendronhecken
fast hermetisch umschlossen und in seinem Innern verspürt man eine gewaltige
Ruhe. Er ist eher langgezogen und zwischen den vielen Moosbänken ziehen sich
einige Wege hin. Im Gegensatz zu vielen anderen japanischen Gärten befinden
sich in seinem Zentrum keine Wasserflächen und keine grossen
Kieslandschaften. Dadurch erhält er zusätzliche Spannung, die durch die spärlichen
und zurückhaltend kleinen Bauten noch unterstützt wird. Die Form der Bäume,
die Durchblicke, die Moose, jeder einzelne Strauch hat wohl seine ganz besondere
Bedeutung und diese wird so durch nichts abgelenkt. Einige Steinsetzungen,
und auch die nie überbordend, bilden ein weiteres, sanftes Gerüst - Steine
sind das Skelett des Gartens - und unterstreichen die ausströmende Ruhe.
Noch
habe auch ich dieses Geheimnis nicht gelüftet, konnte ich den Garten doch
nur von aussen, durch einige Lücken in der breiten
Hecke betrachten.
Die Gärten von Oostvorne
Es ist als wäre hier eine Seuche ausgebrochen,
die Gartenliebhaberseuche. Auf Schritt und Tritt trifft man hier auf engagierte
Gärtnerinnen und Gärtner, die ihr Leben ihrem Garten verschrieben haben. Ob
das Grundstück nun gross oder klein ist, der zeitliche
Aufwand, der hier betrieben wird, ist ähnlich. Verfügt man über weniger Land,
umso intensiver wird der Garten gestaltet. Höchst gekonnt kombinierte Staudenbeete
breiten sich hinter kunstvoll geschnitten Eiben- oder Buchsbäumen aus, liebevoll
arrangierte Sitzplätze sind an idyllischen Orten hineinkomponiert.
Da ist beispielsweise der Garten von Renate Hendriks und ihrem Mann. Schon der kleine Reihenhaus - Vorgarten mit den hübschen Buchsbroderien sind einladend und lassen wundervolles erahnen. Aus unserer Erkundungstour wollten wir eigentlich den Garten nebenan besuchen, von dem wir Kenntnis hatten. Aber da öffnete niemand und so liessen wir uns vom Nachbarvorgarten inspirieren. Und wir täuschten uns nicht. Ein kleines Paradies erwartete uns, eine aufs gekonnteste geordnete Gartenwelt. Man entschuldigte sich allerdings zunächst ob der Unordnung, die auf Grund der vielen Regenfälle entstanden sei, aber wir suchten diese vergebens. Der Grundriss ist klassisch angelegt. Eine ziemlich breite Mittelachse, gesäumt von z.T. in Kübeln gehaltenen Buchsen, führt bis zum kleinen Kanal hinunter, der einen sehr schönen Ausblick auf die alte Burg freigibt. Im Hintergrund säumen grosse Bäume das Bild. Links und rechts dominieren mit viel Kenntnis farblich harmoisch abgestimmte Staudenrabatten, und vor den flankierenden Mauern verläuft nochmals ein schmaler Weg, gesäumt von schattenverträglichen Stauden und Kleingehölzen. In der unteren rechten Ecke ist ein kleiner Sitzplatz eigegliedert, von dem man einen hübschen Überblick über den Garten aber auch üben den seeähnlichen Kanal hat.
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Nicht
an diesem Kanal liegt der Rosengarten v.d. Kraan. Hineingeschnitten in Weideland
zieht sich dieser Garten gegen 110 m in die Tiefe. Es ist beileibe nicht einfach,
ein derartiges Grundstück spannend zu gestalten. Frau v.d. Kraan ist es aber mit Hilfe
eines Landschaftsarchitekten gelungen, spannende Höhepunkte auf dem Weg bis
zum Ende des Gartens zu schaffen. Man hat sich entschieden, die gesamte Länge
zu unterteilen in verschiedene Gartenbereiche, die je unterschiedlichen
Themen gewidmet sind. Nahe beim Haus überwiegen Staudenrabatten, die mit englischen
Rosen durchsetzt sind. Dieses Thema zieht sich in der Folge flankierend durch
die gesamte Gartentiefe. Sind es in Haus prächtige Beetstauden, die vorherrschen, folgen anschliessend Wildstauden, kombiniert mit höheren Wildrosen.
Aus Schritt und Tritt folgen einem auch Enten und Hühner, die erstaunlichrweise am Garten keinerlei Schaden anrichten, sondern
vermutlich eher Ungeziefer und Schnecken in die Schranken weisen.
Am grossen Weiher
wird man von gefrässigen und wunderschönen Kois empfangen, die ihre Brotbrocken erheischen, ansonsten
sie einem gar den weiteren Weg versperren würden. Dies wäre schade, denn im
nächsten Gartenzimmer trifft man auf einen hübschen kleinen Rosengarten,
in dessen Zentrum sich eine Art Insel befindet. Ein Rosenpavillon umschlingt
beinahe
Blommenhof
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Ganz
in der Nähe liegt ein weiteres Juwel - der Blommenhof,
der diesen Namen zurecht verdient. Völlig in der
Landschaft gelegen, umflossen von Wiesen, erstreckt sich dieser Garten über
4'000 m2, also nicht gerade nichts. Das Grundrisskonzept mutet klassisch an,
versprüht aber einen absolut modernen Charme. Man hat sich der Idee des Gartens
im Garten verschrieben. Irgend einmal hat sich für diesen Gartentyp der Begriff ‚Gartenzimmer - Garten‘ ergeben, zutreffend
zwar, aber nicht sehr elegant.
Man
betritt den Garten über einen noch verhältnismässig
unspektakulären Weg. Links und rechts eröffnen sich aber vielversprechende
Ausblicke
und der Zugang ist zudem flankiert von sehr hübschen Staudenrabatten. Im Zentrum
liegt, nachdem man schon einige hübsche Bereiche durchwandert hat, eine grosse,
ruhige Rasenfläche mit einem formalen Seerosenteich. Dieser
Hauptgarten, umschlossen von hohen Hecken, denen farblich abgestimmte Staudenpflanzungen
vorgelagert sind, liegt vor der Hauptfassade des Hause. Dazwischen befindet sich aber noch, direkt auf den
Garten ausgerichtet, eine sehr hübsche Pergola. Überraschende Details lassen
sich finden:
Ein kleiner buddhistischer Tempelgarten, allerdings eher einem Altar nachempfunden,
einen kleinen aber feinen Rosengarten mit alten und neuen Rosen, insgesamt
sollen es 70 Sorten sein; einen Monet nachempfundener
Laubengang (die über den Weg wuchernde Kapuzinerkresse wird mit diesem Maler
und seinem Giverny unverwechselbar verbunden, einen
roten Garten und selbstverständlich auch einen weissen
Garten.
Und
irgendwo trifft man auch auf jene beiden 35 m langen Mixt Borders,
eines in rosa-lila,
das andere in gelb gehalten.
t‘ Hof Overwellingen
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Hier paart sich die Moderne mit dem klassischen
englischen Landschaftsgarten, vereinen sich die romantischen zwanziger Jahre
mit der Kunst ds Arts and Crafts. Wer nun meint, auf ein Sammelsurium von Stilen zu
treffen, irrt. Im Gegensatz zu den vielen Schaugärten, wo eine Form an den
andern angehängt ist und ein mehr oder weniger unabhängiges Leben führen,
ist hier alles in einen Guss gegossen. Man tritt von der Strasse in den Garten
ein, wird unwillkürlich von den grossen
Eibenskulpturen angezogen, die man bereits von aussen
sieht. Hinter dem Haus blühen im August die Hortensien überreich, vereinigen
sich mit dazu passenden Stauden, Phlox, Thalictrum
und anderen. Wandert man weiter gelangt man zu einem leicht abgesenkten See,
grosse Gunnerablätter zieren ihn,
zudem ist er umstanden von alten Bäumen. Eine eigentümliche Ruhe geht von
diesem Gartenbereich aus. Alles ist harmonisch angelegt, eine zwanglose Abfolge
von einzelnen Themen. Unvermittelt steht man im Wirtschaftsbereich, hier wird
neben Jungpflanzen auch noch Gemüse angebaut. Und bereits hat man das Haus
umrundet, eine mächtige Albizie verstömt
einen rosaroten Charme, man schickt sich an, den Garten zu verlassen, führt
der Weg doch mehr oder weniger direkt wieder zur Strasse hin. Wenn da nicht
rechterhand sich plötzlich ein Blick rechterhand in einen wunderschönen, formalen,
heckenumstandenen Rosengarten eröffnen würde, in dessen Zentrum
sich eine alte, grosse Sonnenuhr präsentiert. Wie
verzaubert begibt man sich hinein in dieses Mysterium und erblickt einen kunstvoll
in die Hecke geschnittenen Ausgang. Schreitet man hindurch, eröffnet sich
eine neue, ganz andere Welt. Man lässt das Formale hinter sich, wandelt über
zarte Rasenflächen entlang von geschmackvoll komponierten Staudenrabatten
durch ein wahres Elysium. Schwäne verteidigen ihren See, Schattenbäume liefern
den nötigen Lebensbereich für eine phantastische Hostasammlung.
Es scheint, als sei man eingetaucht in einen frühen Garten von Gertrude Jekyll,
alles schwingt, wie Wellen entwickelt sich der Garten. Aber unvermittelt wird
man wieder in die Gegenwart zurückgerufen, ein nacktes Mädchen mitten in einem
Rasenstück erheischt die Aufmersamkeit. Die Bronceplastik
liegt im Schnittpunkt der Mittellinie, die kreuzförmig aus dem Rosengarten
führt. Man ist benommen von der Schönheit
und es dauert eine Weile, bis man sich zum Aufbruch aufraffen mag.
De Breede Watering
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Es sei gestanden, offiziell habe ich diesen
Garten noch nicht gesehen. Inoffiziell ergeben sich da aber allerlei Möglichkeiten,
denn nicht umsonst macht man mit dem Velo ein Umweg von 15 km. Und was sich
dem neugierigen Ausländer hinter stacheligen Hecken präsentiert sucht durchaus seinesgleichen. Die Ausführungen
in der Internetbeschreibungen werden der Qualität
des Gartens in keiner Weise gerecht, immerhin seien die wichtigsten Daten
hier wiedergegeben. In dem von alten Bäumen umgebenen Garten hat der Architekt
A.J. v.d. Horst einen neuen Garten in italienischer
Art (was immer man darunter verstehen will, vielleicht die formale Sprache?)
entworfen. Vielleicht meint man damit auch nur den kleinen, heckenumschlossenen
Rosengarten, in dem weisse und gelbe Rosen stehen,
umfasst mit grünen und grauen Bodendeckern.
Der
Vor- und Hauptgarten sind durch das 1960 gebaute lange Landhaus voneinander
getrennt. Im Hauptgarten befinden sich ein Gemüsegarten, Terrassen, ein Weiher,
ein Baumgarten, ein hübsches Teehaus, wo dem Vernehmen nach Tee oder Kaffee
serviert werden.
Diese
Aufzählung ist ziemlich nüchtern. Sagt nichts aus über die zarte Spannung,
die in diesem Garten mit der gewagt-gekonnten Positionierung
des Weihers erzeugt wird. Dieser liegt nämmlich
inmitten der Rasenfläche und trennt den grossen
Gartenraum in zwei Teile. Dies wird
allerdings überspielt mit dem hohen, fast rasenbündigen Wasserspiegel und
den feinen Skulpturen, die sich im Teich befinden. Sie treten in Kontakt mit
den Plastiken, die die Terrasse vor dem Haus bevölkern.
Nun
ja, der Garten entspricht fast am ehesten unseren schweizerischen Vorstellungen
über Wohngärten und fasziniert uns deshalb so.
Henk en Ried de Koster
Es ist nicht ganz sicher, ob wir diesen Garten
wieder finden und dann ist es ebenso fraglich, ob wir alle hineinpassen. Man
glaubt es kaum, dass er sich über 800m2 erstreckt, ist dann aber doch überrascht,
dass er sich immer weiter um die versteckten Häuser zieht und die Nachbarn
beinahe zu einem Schattendasein verdonnert.
In
vier ganz unterschiedliche Zimmer ist der Garten eingeteilt. Direkt vor der
schmalen Fassade des Reihenhauses ist eine Art kleiner Barockgarten plaziert
mit himmlischen Broderien. Dann muss man um die Ecke kurven, um in einen kleinen
Raum zu gelangen, hübsch, beinahe steingartenartig bepflanzt, der eher als
Durchgang zum grösseren, dahinterliegenden
Garten dient. Hier befinden sich eine überdeckte Terrasse, ein kleiner Weiher
und bunte Borders. Und daran schliesst
sich der Kweektuin (Übersetzung folgt noch), in
dem selbstgezogene Pflanzen ihr Unwesen treiben. Alles ist so niedlich und
fein angeordnet, dass der Garten auf der Reise einfach nicht fehlen darf.
Theodorata
Das
ist etwas ganz anderes. Das Ehepaar Theodora und Koob
Zoer haben sich mit Leib und Seele ihrem Garten
verschrieben und führen die Besucher mit Begeisterung durch ihn hindurch.
Es sind denn auch gut 1'800 m2, die einen empfangen. Sie nennen ihn stolz
Kijktuin (Schaugarten), er ist aber meilenweit davon entfernt,
ein solcher zu sein. Zu harmonisch fliessen die
Linien, zu gekonnt und auf eine Handschrift zurückzuführen ist die Anordnung
der einzelnen Themengärten. Wenn man Glück hat, dient er gleichzeitig auch
noch als Skulpturengarten, finden hier doch häufig Ausstellungen regionaler
Plastiker statt. Es sei kurz aufgezählt, was für Typen hier versammelt sind:
ein Steingarten (eine Seltenheit in Holland, denn woher sollten sie die Steine
und die Vorbilder beziehen), eine Wasserpartie (ein schlicht gefasster Brunnen
steht hier im Zentrum), ein Perenniengarten mit
vielen ornamentalen Blattschmuckstauden, ein Gemüse- und Kräutergarten und
ein schlichtes Rasenparterre. Man hat Wert auf gelungene Kompositionen gelegt,
es ist ein Garten zum Durchwandern und immer wieder Innehalten. Auf Schritt
und Tritt entdeckt man Überraschendes, will verweilen, wird beinahe süchtig
nach weiteren Effekten. Und doch ist
das Ganze auf wundervolle Art zusammengehalten, man spürt die Handschrift
der Gestalter.
Kasteltuin Hemmen
Ein Schloss sucht man hier vergebens. Und trotzdem
sind alle Attribute vorhanden, die zu einem Schlossgarten aus dem 16. Jh.
gehören. Der Garten umfasst ein mauerumstelltes
Rechteck im Verhältnis 2:1. Alle Beete sind streng rechteckig oder quadratisch
gehalten, unterziehen sich einem strengen Raster. In der Mitte prangt ein
Sodbrunnen. Die Bepflanzung ist allerdings durchaus modern. Sehr gekonnte
Staudenkompositionen wechseln sich ab mit Gehölzpflanzungen, Einjahresblumen
stehen vermittelnd zwischen abgeblüten Mehrjährigen
und verleihen dem ganzen eine ziemliche Pracht. Aber strenge Ordnung herrscht.
Dieser ist es zu verdanken, dass der Gesamteindruck sehr wohltuend ist. Im
Gegensatz zu den meisten Privatgärten geniest man hier einen vollkommenen
Überblick, kann das Auge über all die Schönheiten von einem Punkt aus wandern
lassen. Als entzückende Spielerei entpuppen sich die beiden Spiegel, die in
der Umfassungsmauer eingelassen sind und die wie Fenster in die Aussenwelt
wirken.
Privatgarten Meijer in Huissen
Kaum einmal hatten wir so viel Mühe, einen Garten
zu finden. Im Ort Huissen suchten wir lange nach
einer Person, die uns den Weg weisen konnte und hätte er uns nicht bis direkt
vor die Haustüre geführt, hätten wir die Liegenschaft wohl nie gefunden. Er
befindet sich denn auch in einem ca. 8 - jährigen Neubaugebiet, einer klassischen
Teppichsiedlung. Beinahe munzige 800 wohlgeordnete
Quadratmerter inkl. Haus erwarteten uns.
Die Leute wunderten sich, dass sich Ausländer für ihren Garten interessierten,
die typisch bescheidene holländische Haltung, an die wir eigentlich schon
gewohnt waren. Was uns hier erwartete, war die Moderne. Keine üppigen Staudenbepflanzungen,
keine verschlungenen Wege, kein romantisches Gehabe. Moderne pur, aber absolut
nicht karg. Direkt an die Terrasse schliesst sich
ein rechteckiges Wasserbecken, über das eine Holzbrücke führt. Die Flächen
sind ausgefüllt mit flächig geschnitten Buchs-, Taxus- und Ligusterpflanzungen,
die dazwischen liegenden Plätze sauber gefasst oder akzentuiert mit kleinkronigen
Hochstammvierungen.
Vom Eingang, durch das ganze Haus und durch
den Garten hindurch zieht sich eine Achse, welche das Rückgrat des gelungenen
Ensembles bildet. So gelingt es, Haus und Garten zu einer Einheit zu verschmelzen.
Der Garten ist umschlossen mit einer Hecke,
welche weder Ein- noch Ausblicke zulässt. Darauf angesprochen, warum nicht
einzelne Durchblicke ausgespart worden wären, welche eine gewisse weitere
Dimension und Transparenz eröffnet hätte, wurde erwidert, dass die ganze Umgebung
überbaut werden sollte, was die Ausblicke nicht gerade attraktiv gemacht hätte.
Dies ist typisch für fast alle holländischen Gärten (mit einigen wenigen Ausnahmen),
existiert doch so etwas wie Landschaft und Ausblick praktisch nicht. Auf die
Bitte des Hausherrn, die durchaus nicht kokett gemeint war, ich solle ihm
doch fünf Verbesserungsvorschläge machen, fiel mir absolut
nichts ein. Der Garten stimmt einfach.
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