Warum nicht Schottland ?

In Schottland sind die Leute so höflich, dass sie auf der Autobahn anschreiben, wenn das Geschwindigkeitsmessgerät nicht in Funktion ist. Und wenn man innerhalb der Ortschaft die Höchstgeschwindigkeit nicht überschreitet, lächelt einem ein Smiley entgegen.
Ansonsten wird durchaus rassig gefahren. Man wird darauf aufmerksam gemacht, wenn wieder eine Geschwindigkeitskontrolle kommt, ausserorts wird fast 100 gefahren, woran sich auch die LKW’s halten. Überholen ist dann überflüssig.
Schottland ist auch, wenn es 10 Tage nicht regnet. Wobei, da entgegnen einem die Leute, dass dies denn schon sehr aussergewöhnlich wäre und eilen im Garten aufgeregt mit dem Gartenschlauch herum. Man kann sich hier sogar einen veritablen Sonnenbrand holen bei Temperaturen bis fast 30 Grad. Trotzdem badet keiner im Meer, auch wenn gelegentlich sehr hübsche Sandstrände auftauchen. Das ist auch das Revier, wo sich stattliche Burgen und Schlösser erheben, die aber meist von den Engländern oder rivalisierenden Herzögen zusammen geschlagen wurden und dann von den Leuten aus der Umgebung als Baumaterialienhandlung für ihre Häuser genutzt wurden.
Schottland ist im Grunde wie England. Für diese Bemerkung würde wohl aufs Schafott oder zum Galgen geschleppt, gäbe es diese Einrichtungen noch. Mit dem Einwand, aber eigentlich wäre es doch ganz anders, könnte man sich vielleicht noch retten. Und es ist in der Tat anders. Nicht nur dass hier anders gesprochen wird, dass man besser isst, dass die Berge höher und die Anzahl Löcher, Burgen und Schlösser erheblich grösser ist, nein, es ist einfach lieblicher hier. Das Wetter kommt dem englischen zwar näher, es soll hier gelegentlich durchaus regnen und im Sommer auch kühl sein. Mit dem Klimawandel soll sich das aber ändern. Alles ist näher beisammen, die Landschaft ist sanft und weich, vielgestaltiger und abwechslungsreicher. Was fehlt sind die grossartigen Landschaftsgestaltungen eines Capability Brown’s, eines Kents oder eines Reptons. Aber da wären wir schon bei den Gärten, und darauf soll später eingegangen werden.

Das Essen
Es ist natürlich auch das Land, wo Haggis bereits zum Frühstück serviert wird neben dem obligatorischen Blackpudding, den Würstchen, den weissen Bohnen, den Spiegeleiern, dem Speck und der gebratenen Tomate. Haggis ist ein Nationalgericht und besteht aus einem feinen Gemetzel aus Innereien vom Lamm. Normalerweise verzichtet man dann auf das Bier. Dieses ist übrigens zur gegebenen Zeit äusserst geniessbar und in vielen Varianten erhältlich.
Auch die übrigen Mahlzeiten sind absolut köstlich. Auf jedem Teller findet man Kartoffeln in mindestens drei Zubereitungsarten, jede Menge Gemüse oder Salat, perfekt zubereitete Steaks oder Fische und gelegentlich trifft man auf das klassische Fish and Chips. Die Portionen sind in den Pubs üppig, in den Restaurants, vor allem in den Hotels, oft sehr hübsch drapiert. Man trinkt Weine aus den klassischen Überseegebieten, Italien und Frankreich dazu.
Es trifft im Übrigen nicht zu, dass sich die Schotten nur von Whisky ernähren würden, nicht mal in der Whiskyregion rund um die Spyside in Aberlour, Craigellachie, Dufftown und wie die Orte dort alle heissen. In der Gegend gibt es wohl über 50 Destillerien und dazu gehöriges Gewerbe wie die Fassaufbereiter, die Küfer, Kupferschmiede und so. Die Fässer für den Whisky kommen übrigens alle aus Amerika, wo sie bereits ein Jahr zur Bourbon- Herstellung dienten.
Schottland ist im weiteren auch das Land, wo es fast keine natürlichen Wälder mehr gibt, obwohl auch in den Highlands, die sich so maximal auf 600 m über Meer befinden, von einzelnen Peeks mal abgesehen, Bäume durchaus wachsen würden. In den Ebenen, in Lothian Pertshire, Lanarkshire gibt es durchaus auch noch anständige Mischwälder, wo die Eiche oder der Ahorn dominiert. In den Highlands erkennt man das an den Aufforstungen, die ab und zu die kahlen Hügel überziehen und die parzellenscharf abgegrenzt sind. Nach unseren Vorstellungen stehen die Tannen da viel zu nahe beisammen, was dann zu dünnen langen Stämmen führt. Im Übrigen dominiert hier der giftige Adlerfarn (Pteridium aquilinum), ein fürchterliches Kraut, das alles andere verdrängt. Der Adlerfarn besitzt ein im Boden kriechendes, verzweigtes Rhizom, das sehr groß und alt werden kann. Es sind Rhizome gefunden worden, die deutlich länger als 50 Meter und älter als 1000 Jahre waren. Die Schafe sind über die Giftigkeit der Pflanze durchaus im Bild und suchen in deren Schatten höchstens nach saftigeren Kräutchen. Die Highlands zählen zu den schottischen landschaftlichen Höhepunkten. Woran das liegt ist nicht ganz klar. Vielleicht an der Abwesenheit von architektonischen Eingriffen wie Häuser und Siedlungen. Sind welche vorhanden, schmiegen sich diese in die Täler. Vielleicht liegt es an der sanften, von mehreren Eiszeiten abgeschliffenen Hügellandschaft, die mit eben jenem Farn, Erica, Calluna und saftigen Kräuterweiden überzogen sind, auf denen sich Schafe vergnügen. Von weitem erscheint dies als wundersames Patchworkmuster. In den Talsohlen erstrecken sich langgezogene Seen, hier Loch benannt. In einigen sollen sich da noch Ungeheuer tummeln. Mir wär’s zu kalt.


Überhaupt die Schafe. Ich konnte nicht in Erfahrung bringen, wozu die eigentlich dienen. Selten findet man auf der Speisekarte Gerichte aus Lammfleisch und die wollenen Sachen, die man in den Läden findet sind so horrend teuer, dass wohl kaum einer sie kauft. Wir wiegen uns in der Vermutung, dass sie der Dekoration der zwar auch so überaus hübschen schottischen Landschaft dienen und von der EU subventioniert werden. Allerdings findet man sie gelegentlich auch in geschorenem Zustand, was ihnen dann eher ein mageres und ab dem Fleisch gekommenes Aussehen verleiht. Wir können der Versuchung nicht widerstehen und müssen hier ein Bild mit Schafen einfügen.
In Schottland gibt es auch Meer. Dieses dient zum Segeln – wobei wir feststellen mussten, dass die meisten Schiffe im Yachthafen liegen – oder auch zum Fischfang. Die Fischer erwischen meist aber nur Schellfisch – Haddock – wie sie dem hier sagen und packen ihn dann in eine Hülle aus Bierteig, was dann zusammen mit gebratenen Kartoffeln fish and chips ergibt. Der Lachs – ein überaus köstliches Getier – ist früher die Flüsse rauf gestiegen und konnte da leicht gefangen werden. Heute fressen die geschützten Robben und Seehunde alles weg, so dass sie in Farmen in verschiedenen Löchern gezogen werden müssen. Die besten Fischerruten baut übrigens ein Schotte, der eine Schweizerin entführt hat und die jetzt einen Garten in den Highlands angelegt und pflegt. Der Mann war früher auch Skilehrer (in Schottland) und flickt heute die Fischerruten von Prinz Charles. Die neuen verkauft er nach Japan.
Überhaupt sind die Menschen in Schottland sehr nett. Sie entschuldigen sich für alles und jedes. Betrete ich mangels ordentlicher Anmeldung beispielsweise einen fremden Garten und treffe da unvermittelt auf den Eigentümer oder den Gärtner, entschuldigt sich dieser zuerst für das Unkraut, das man nirgends sieht oder für die Trockenheit, die seit einigen Tagen herrscht. Dann kommt man rasch ins Fachsimpeln, die neuen Sorten, die Wilderness, die hier vorher herrschte und ähnliche Dinge. Doch über die schottischen Gärten soll später die Rede sein.

Die Städte in Schottland
Neben der Landschaft gibt es in Schottland auch Städte. Um diese haben wir eigentlich einen Bogen gemacht, es hatte uns da einfach zu viele Häuser und auf denen es unzählige Kamine, die schön in Reih und Glied angeordnet sind, gibt. Man ist entweder Land- oder Städtereisender und wir sind nun mal Landreisende. Allerdings finden die grossen kulturellen Veranstaltungen in den grossen Städten wie Edinburgh oder Glasgow statt, hingegen die typischen Highlandspiele, wo Baumstämme und andere Dinge rum geschmissen werden, in den Sommermonaten auf dem Lande. Jetzt wird auch klar, warum die Stämme in Schottland nicht zu dick werden sollten.

Und was sagen so andere Leute zu Schottland?


Ich habe da einen hübschen Aufsatz von Christian Schachinger, DER STANDARD, Album, 27.4.2013 gefunden, den ich Ihnen nicht vorenthalten möchte. Er hat in Schottland eine Flussfahrt unternommen, was allerdings nicht ganz so kulturell hochstehend ist wie eine Gartenreise, die ich Ihnen ans Herz legen möchte.
Dort in den südlichen Highlands werden wir uns Gedanken über die "worry, worry" mannigfaltigen Naturschönheiten des Landes machen müssen. Wir werden von den im Süden seit Jahrhunderten gegen Schottland anrennenden Briten hören, von ermordeten Königinnen, Ausbeutung, Kriegen, Feldschlachten, wilden Bergstämmen, noch mehr Aufruhr und noch mehr Aufständen. Wir werden von separatistischen Bemühungen hören, die alte Besatzungsmacht endlich loszuwerden, was das mit den Ölvorkommen in der Nordsee zu tun hat und damit, dass die Schotten früher einmal eigentlich friedlich und weitgehend unbewaffnet in Pfahlbauten entlang des Flusses Tay gelebt haben.
Von ein paar folkloristischen Stammeskonflikten abgesehen: Alles ging gut, bis, ja, bis zum Beispiel auch im malerischen Landstrich Tayside, in dem wir uns jetzt flugs befinden, der Frieden ging und die Engländer kamen. Dort errichtete der Brite protzige Unrechtsbauten wie das Blair Castle, in das er allerlei Unsinn wie geschätzte 5000 ausgestopfte Wildtiere und eine Waffensammlung stopfte, mit der man einen Alteisenhandel gut vier Jahre am Laufen halten könnte. Die Briten führten dort übrigens speziell im 18. Jahrhundert ein Leben, das mit dem Begriff Dekadenz nur unzureichend beschrieben ist.

Muss man sich um Schottland Sorgen machen? Immerhin raunt der Reiseleiter ständig etwas von "worry, worry". Er wartet am Flughafen und meint gleich zu Beginn, dass die anstehende Rundreise "worry, worry" interessant werden wird. Sie soll uns von Edinburgh über eine "worry, worry" große Autobahnbrücke über den Firth of Forth ins kummervolle Herz dieses offensichtlich leidgeprüften Landes führen.
"Lou", das Pferd, scheint gutmütig zu sein. Zumindest ist es das Einzige in der Gruppe, das nicht von einem amüsiert grinsenden zehnjährigen Mädchen vom Reiterhof geführt wird. Aber eines Tages im Leben muss man für alles bezahlen, warum nicht beim Reitsport. Eine Stunde Reiten dauert in Schottland übrigens 90 Minuten. So vom Gefühl her.
Am Abend macht zuerst das drei Wochen lang abgehangene Angus-Steak Freude, danach sorgt man sich über das 2014 anstehende Referendum, das über die Unabhängigkeit Schottlands von Großbritannien entscheiden soll. Es ist alles "worry, worry" kompliziert. Was viele Leser schon geahnt haben: In Schottland gibt es auch Whisky. Und zwar schottischen Whisky.
Während einer routinemäßig unternommenen Verkostung, die sich mit einer Teezeremonie in Asien vergleichen lässt, nur, dass Whisky mehr Spaß macht, erreicht einen auf dem Taschentelefon eine Nachricht aus der fernen Heimat. Die Frau hat sich den Knöchel gebrochen. Ob es denn unter diesen Umständen noch ein zweites Glas von diesem ganz speziellen "worry, worry" alten aus dieser sehr, sehr alten Destillerie aus der Umgebung sein dürfe, um die alle Einheimischen sehr besorgt scheinen? "Worry, worry" gern.
Keine störende Vegetation
Was man in Schottland nicht machen muss, die Natur ist schön genug, die Highlands sind sehr hübsch von störender Vegetation freigeräumt und die Schafe für Fotomotive höchst geeignet: Edinburgh bei Zeitmangel anschauen. Edinburgh ist nicht schlecht. Die Pubs sind selbst in der malerischen Altstadt typisch gehalten, das Kilt-Angebot in den Souvenir-Shops mannigfaltig, die obligate Burg thront die Hauptstraße hinauf sehr pittoresk auf einem Hügel. Die Hauptstraße runter und rein in den Bus ist aber auch okay.
Allerdings müssen wir jetzt noch über Aberdeen, das Ende der Reise, sprechen. In Aberdeen ist zwar Annie Lennox in die Schule gegangen und auch dieser eine weltberühmte Dichter, dessen Namen einem jetzt einfallen müsste. Doch trotz seiner Granitsteinbauweise und den Fassaden, die nach einem kräftigen Regen idealerweise in der Sonne à la "Paris des Nordens" oder so glänzen, verhält es sich dergestalt: Es macht einen doch stutzig, wenn als erster Höhepunkt einer Führung der winzige Stadtpark und als zweiter ein Friedhof besichtigt wird. Ansonsten ist Schottland sehr schön, es ist eine Reise wert.
Keine Ahnung, warum der Reiseleiter dauernd Kummer wegen seiner Heimat hat. Vielleicht deswegen: Beim Besuch der kleinsten Whiskybrennerei Schottlands, der Heimat des Edradour Single Malt in der Tayside, hörte man dem im Duktus eines alten Shakespeare-Schauspielers vortragenden Führer zu, wie er eine Befürchtung äußerte: Irgendwann in der Zukunft wird der Tag gehen und Johnny Walker kommen. Darüber kann einem "worry, worry" schlecht werden.

Natürlich ist auch das Essen immer ein Diskussionspunkt.
Dirk Engelhardt in der NZZ über das Essen in Schottland:
Schottland ist dank seiner Lage am Golfstrom und seiner abwechslungsreichen Topografie gesegnet mit erstklassigen Lebensmitteln. Das Meer und die klaren Flüsse liefern Meeresfrüchte und Fische von überragender Qualität, im Hochland weiden Rinder berühmter Züchtungen, und im Mikroklima der historischen Mauergärten gedeihen das ganze Jahr über Gemüse und Kräuter. Fazit: Es muss nicht immer Haggis sein.
Keine Kalorienbomben
Charles Lockley ist Chefkoch im «Boath House», einem Restaurant nicht weit von Inverness entfernt, am Rande der Highlands. Lockley ist Mitglied bei Slow Food. Einen Grossteil der Zutaten für seine Gerichte bezieht er aus biologischem Anbau. Nicht nur dies, neben dem Haus kann Lockley – oder können seine Angestellten – frisches Gemüse und Kräuter jederzeit aus einer hauseigenen Gärtnerei zupfen.
(NZZ-Infografik)
Statt der typisch englischen Kalorien- und Cholesterinbombe am Morgen mit Speck, Würstchen, Spiegelei, dicken Bohnen in noch dickerer Tomatensauce und Buttertoast mit Orangenmarmelade sieht ein Frühstück im «Boath House» so aus: Bio-Porridge mit eingekochten Cranberrys und Crème fraîche, geräucherter schottischer Wildlachs mit Rührei, Tee mit frischer Minze und frisch gepresster Apfelsaft von Bäumen aus dem Dorf. Die verschiedenen Brötchen dazu sind selbstverständlich ebenfalls «home made», wobei Lockley das Mehl aus der Golspie Mill bevorzugt. Die mit Wasserkraft betriebene Mühle aus dem Jahr 1863 vertreibt seltene Mehlsorten.
Zum Dinner serviert Lockley Jakobsmuscheln, welche er an der schottischen Küste eigenhändig unter Wasser gefangen hat. Oder gebackene Entenbrust, der vorher die Haut entfernt wurde und die danach krustig und fein gehackt wieder auf das Fleisch aufgetragen wurde. Natürlich gibt es dazu eine passende Auswahl französischer Weine. Viel spannender und zugleich regionaler und nachhaltiger ist jedoch zum Essen ein schottisches Bier. Denn in Schottland wird nicht nur exzellenter Whisky destilliert, es gibt auch in Sachen Gerstensaft einige Entdeckungen zu machen. Zur Entenbrust empfiehlt Lockley etwa das «Black Isle Brewery Organic Red Kite», ein dunkelrotes Bio-Bier mit 4,2 Prozent Alkohol, das wie die meisten schottischen Biere wesentlich sanfter und süsslicher schmeckt als herkömmliche Marken.
Zur Jakobsmuschel passt laut Lockley aber auch der schottische Apfelwein «Thistly Cross Scottish Cider», der zwar nur 1,1 Prozent Alkohol aufweist, dafür vom Geschmack her mit besten italienischen Weissweinen mithalten kann, allein schon wegen seiner unverkennbaren Muskateller-Note. Der «Thistly Cross» kommt von der Belton Farm und hat einige Preise gewonnen. Er ist kein einfacher Cidre, sondern wird aus Äpfeln und Holunderblüten gewonnen. Er reift sechs Monate im Fass. Doch auch das «Cairngorm Gold», ein helles, leicht trübes Lagerbier mit etwas pikantem Geschmack, ist unbedingt einen Versuch wert.
Anzug und Krawatte
Szenenwechsel. Wer im Restaurant des «Inverlochy Castle» speist, wird bei der Anmeldung um Anzug und Krawatte gebeten. Alles andere wäre in der Burg aus dem Jahr 1863 ein Stilbruch. Man sitzt auf schweren Möbeln, die der norwegische König dem Haus schenkte. Ein Menu mit vier Gängen ist hier für 67 Pfund zu haben, was für das Gebotene durchaus angemessen ist. Auf der Karte stehen Jakobsmuscheln von der Isle of Skye, Schnecken mit Haselnusskruste, grillierte Seebrasse mit getrüffelten Artischocken sowie schottischer Käse mit Walnussbrot. Das Ganze garniert mit einem Blick durch die Panoramafenster auf die Highlands. Hier sagte schon Queen Victoria 1873, dass sie nie «einen lieblicheren und romantischeren Flecken’ gesehen habe.
Geräucherter Hummer
Die Krönung für Feinschmecker ist in Schottland ein Besuch bei Andrew Fairlie, der sein Zwei-Sterne-Restaurant im legendären Hotel Gleneagles betreibt, in dem vor sechs Jahren der G-8-Gipfel tagte. «Reh mit vergessenem Wintergemüse» heisst ein Gericht, das gerade auf der Karte steht. Zum Wild aus dem Glenalmond Estate serviert Fairlie Granatapfel, Quitte, Kastanien und knackige Randen, abgeschmeckt mit norwegischem Pinienöl. Sein «signature dish» ist der hausgeräucherte schottische Hummer. Geräuchert wird dieser mit Splittern von Whiskyfässern, die dem Ganzen eine stark schottische Note geben. Das Ergebnis lohnt den Menu-Aufpreis von 10 Pfund sicher.
Doch auch das Essen in schottischen Pubs kann gut sein – vorausgesetzt, man mag «gravy», die dicke, dunkle Bratensauce, mit der alle Fleischgerichte überzogen sind. Im Pub des Weilers Linlithgow etwa gibt es zum frisch gezapften Ale einen sogenannten Steak-Pie, eine Art Gulasch, gekrönt von einem Deckel aus einer Art Blätterteig, dazu knackige Fries (Pommes frites) und nicht minder knackiges frisches Gemüse. Und alles zum Preis von 6 Pfund 95 – gut 10 Franken.

Wie es früher so war

In einem Wirtschaftsbuch aus dem Jahre 1807 lese ich über eine der grossen Grafschaften – Argyll – folgendes: (S. 544)
Die grosse Gafschaft Argyll, hat, wie das übrige Hochland, viele schöne, romantische, erhabene fruchtbare und wilde Gegenden. Felsen, Gebirge, Thäler, Flüsse und Seen; auch Waldungen, wo Hirsche und Rehe in ihrer Wildheit leben. Die Thäler und Ebenen sind zum Teila als Kornland kultiviert, und auf den Gebirgen finden Rindvieh und Schafe ihre Nahrung. Die vornehmsten Mineralprodukte sind Kupfer, Eisen und Blei. Die Küsten sind felsig, mit mehreren schiffbaren Buchten, und Ärmen, die hier Lochs heissen, versehen. …
Die Felsen der Küste haben eine Menge von merkwürdigen Höhlen. Der Heringsfang ist beträchtlich. Campbeltown, die Hauptstadt mit ca. 5000 Einwohnern, der Hafen ist zwei Meilen lang und hat einen vortrefflichen Ankergrund; über 500 Büsen zum Heringsfang, der hier sehr bedeutend ist, gehören zu diesem Hafen. .. Viel Whisky wird gebrannt. In der Entfernung von drei Meilen gibt es gute Steinkohlen im Überfluss, und in neueren Zeiten ist ein Kanal dahin gegraben worden. Inzwischen brennen die gemeinen Leute Torf. Verschiedene Einwohner weben etwas Muslin für die Fabriken in Glasgow.


Argyl proper, der reichste Distrikt in der Grafschaft, liegt zwischen Loch Fyne und Loch Awe. Inverary ist die Hauptstadt; klein aber zierlich gebaut, und wegen ihrer sehr angenehmen, reizenden Lage und Nachbarschaft von vielen Fremden besucht. Die Zahl der Einwohner ist nur 1100. The Loch Fyne, ein langer Seearm, an dessen Ufer Inverary liegt, ist, seit undenklichen Zeiten, wegen der vortrefflichen Heringe berühmt gewesen und verleiht den armen Küstenbewohnern einen guten Erwerbszweig. Gemeiniglich fängt hier der Heringsfang im Juli oder August an, und dauert bis Ende des Jahres. Oft erscheint der Fisch in so ungeheuren Mengen, dass die Einwohner sehr kraftvoll sagen, der Seearm enthalte ein Drittel Wasser und zwei Drittel Heringe. Der Loch Fyne liefert jährlich ungefähr 20'000 Barrels Heringe. Inverary’s übriger Küstenhandel ist von keiner Bedeutung. Etwas Leinwand wird hier gewebt und 1776 versuchte man, eine grosse Fabrik von wollenen Zeugen zu etablieren, sie hat aber kein Gedeihen gehabt. Im Jahre 1754 errichtet eine Kompagnie aus Lancashire , unter der Firma: The Argyle Furnace Company , ein grosses Eisenwerk zwei Meilen von Inverary. Es dauert noch fort und soll Zunahme sein. Das Erz wird auch dem Westen von England eingeführt, und das Schmelzen desselben geschieht mittels Holzkohle, wozu die benachbarten Waldungen das Holz in Menge und wohlfeil hergeben. Loch Awe oder Lochow, ist einer der schönsten Seen in Schottland, ungefähr 30 Meilen lang und hin und wieder zwei Meilen breit, der ist sehr fischreich und zuweilen finden, im Sommer, die Seehunde ihren Weg dahin.

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