"Ein kleiner Garten ist herrlich! Erst jetzt weiss ich endlich, was ein Garten ist. Ich kann die Blumen und feinen Sträucher aus der Nähe betrachten, die langweilige Weite des Rasens verhindert mir nicht mehr den Ausblick. Wissen Sie, wir wohnen nun endlich im Garten wie im gediegensten Wohnzimmer." Dies ist die begeisterte Aussage der Bewohnerin einer Reihenhaussiedlung mit einem kleinen, aber durchdacht gestalteten Garten. Kleine Gärten sind in. Wen wundert's?. Wir alle müssen näher zusammenrücken, denn unser Raum ist nun mal beschränkt und muss ständig mehr Menschen aufnehmen. Heute gibt es kaum noch Parzellen von 1'000 und mehr Quadratmetern Fläche. Lassen sich aber auf kleinen Grundstücken, wie sie heute bei Reihenhäusern oder Terrassenwohnungen gang und gäbe sind, richtige Gärten gestalten? Wirkt da nicht alles etwas eng und gedrängt? Mitnichten, wenn man nun statt der Verschwendung den Geist walten lässt. Sehen wir uns anderswo ein bisschen um:
Die Meister des kleinen Gartens sind unbestritten die Japaner und die Chinesen. Nicht dass dort keine grossen Gärten angelegt worden wären. Aber es sucht seinesgleichen wie chinesische Gartenkünstler es verstanden haben, auf kleinsten Raum Kunstwerke von vollendeter Schönheit zu verwirklichen. Eine solche Kunst setzt die Fähigkeit der Zwiesprache mit der Seele des kleinen Garten voraus. Um diesen Zugang zu finden, braucht es nicht nur handfeste Grundlagen, sondern auch die Kenntnis unserer selbst. Die Geheimnisse des kleinen Gartens sind dies aber wert.
Wenn wir Schweizer uns anschicken, einen Garten anzulegen oder umzuändern, haben wir meist eine ganz bestimmte, meist realistische und vernünftige Vorstellung, wie dieses Stück Land organisiert sein sollte. Üblicherweise gehen wir als Eigentümer davon aus, dass unser Garten selbst- verständlich eine andere Qualität haben soll als ein Stück Wald oder Wiese. Wir haben vergessen, dass da mehr Ähnlichkeit besteht, als auf den ersten Blick ersichtlich ist. Ein Garten ist ein Stück Natur. In ihm werden die typischen Elemente nach mehr oder weniger künstlerischen und architektonischen Einfällen platziert. Sei es zur Belustigung, was in früheren Zeiten eine ganz wesentliche Aufgabe des Gartens war, sei es zur Wohnlichkeit, zur Naturerhaltung oder ganz einfach, weil uns nichts Gescheiteres zu dieser ‘Umgebungsgestaltung' einfällt, ist der Garten so geworden. Wir stellen uns die Frage nach dem warum des Gartens zu selten und sind dann häufig erstaunt, dass nicht das herauskam, was wir eigentlich erreichen wollten. Kurz: ein Garten ist nicht Selbstzweck; jede Zeit und jede Zivilisation gibt ihm eine kulturkreisbezogene Bedeutung. Heutzutage ist der Natur- oder Wildgarten populär. Auf einen Rasen kann im kleinen Hausgarten verzichtet werden. Dafür kommen die Stauden, denen man sich auf den Plattenwegen nähern kann) um so schöner zur Geltung. Gerne üben wir uns auch am postmodernen Architekturgarten. Die Gartenarchitekten nennen sich alle- samt Landschaftsplaner. Damit ist dem Besitzer eines Kleingartens jedoch nicht geholfen.
Ein Blick nach Osten hilft da weit mehr. Im klassischen China bildeten Haus und Garten eine Einheit. Das war im Zeitalter des Barocks bei uns auch der Fall, doch hatte diese Einheit damals ganz anderen Zwecken zu dienen als beispielsweise der Wohnlichkeit. Im Beispiel unseres kleinen Reihenhausgartens sind dem Garten und dem Haus verschiedene Qualitäten des Bewohnens zugeordnet. Im Haus wird so gelebt, im Garten anders; beide Formen des Wohnens ergänzen einander. Haus und Garten bilden Ying und Yang, sie sind auch räumlich miteinander verschlungen. Im idealen Fall erreichen wir eine komplementäre Aufgabenteilung zwischen Haus und Garten. Hierbei kommt dem Garten die kontemplative, beschauliche, gefühlsreizende Aufgabe zu. Diese Erkenntnis ist in Europa und in der Schweiz noch kaum durchgedrungen. Vielleicht müssen wir zuerst 'gartenfähig' werden, bevor wir uns anschicken, einen Garten anzulegen. Der Garten eines Hauses lässt sich mit der Kleidung eines Menschen vergleichen. Sie kann Positives ihres Trägers unterstreichen, Negatives kaschieren und so das Gesamtbild im besten Licht erscheinen lassen. Nur - gekonnt muss es sein! Wir möchten Sie dazu animieren, die Gestaltung Ihres Gartens in fachkundige Hände zu legen, um so die bestmögliche Wirkung von Haus und Garten zu erreichen. Wenn wir uns anschicken, unseren kleinen Garten anzulegen, müssen wir ihm zuerst ein Thema geben. Es wäre ein Ding der Unmöglichkeit, alles in diesen Ort hinein- packen zu wollen. Das Thema wiederum ordnet sich unseren Wünschen und Bedürfnissen unter, die wir an den Garten stellen. Ein kleines Kunst- werk soll es werden, aber noch mehr dazu. Wir wollen uns darin von der Last des Alltages erholen, wir wollen hier Gäste empfangen, wir wollen die Natur beobachten und uns an ihren Erzeugnissen erfreuen. Uns gefallen aber auch schöne Blumen und seltene Pflanzen, und ganz gerne hätten wir eigentlich Wasser im Garten. Viele Wünsche für wenig Platz?
Es ist gar nicht so einfach, sich vorzustellen, was man eigentlich will. Mag sein, man ist mit dem Gärtchen, das man hat, nicht mehr zufrieden, es war vielleicht immer etwas langweilig oder eintönig. Oder beim Reihenhaus, das man gekauft hat, sind vor dem Wohnzimmer noch wüsten- ähnliche Zustände, und man hatte noch keine Zeit, sich mit diesem Stück Erde auseinanderzusetzen, zu dem natürlich auch der Eingangsbereich gehört. Was Sie nun nicht tun sollten, ist ein Gartenbuch kaufen und dort nach der Methode des Kochbuches mehr oder weniger wahllos die sogenannt schönsten Dinge, Kompositionen oder Pflanzen auszuwählen und einzukaufen.
Wenden Sie sich nun also dem eigentlichen Gartenthema zu, lassen Sie sich von uns beraten, wir können Ihre Ideen und Vorstellungen am besten interpretieren und umsetzen. Die Themen richten sich nach den Gestaltungsformen und Materialien, die uns zur Verfügung stehen. Wir können uns entscheiden für einen Wassergarten, einen Steingarten, einen Pflanzengarten, wo vielleicht einzelne Farbtöne vorherrschen. Wir können uns inspirieren lassen von spanischen, fernöstlichen oder klassisch-französischen Formen (Bauern- oder Rosengarten). Vielleicht ist unser Traum ein kleiner Wild- oder Naturgarten. Entscheiden wir uns für einen bestimmten Stil, aber beachten wir dabei immer auch die nähere Umgebung. Das Haus und sein Stil sollten unbedingt mit einbezogen werde , wir wollen ja ein kleines Ensemble schaffen, wo das eine vom anderen profitiert.
Zunächst beginnen wir mit dem Planen, denn es wäre gefährlich, die Ausführung einigen vagen Vorstellungen und Ideen zu überlas- sen. Der Plan, vielleicht verbunden mit einer kleinen räumlichen Darstellung, soll uns einen Eindruck von dem vermitteln, was wir erwarten. Wir setzen uns nun auch mit der Wahl der Materialien auseinander und beschränken uns nach Möglichkeit auf ein dominierendes Element.
Kleine Gärten fallen sofort auseinander, wenn hier zuviel zueinander kommt. Nichts gegen Beton, aber mit Naturstein, vielleicht mit einem, der aus der Nähe stammt, lässt sich viel heimische Atmosphäre einfangen. Gerade hier ist die Abstimmung mit dem Gebäude wichtig, seine Sprache sollte aufgenommen werden. Steine, Mauern aber auch Beläge bilden das Gerüst des Gartens. Sie wirken zu jeder Jahreszeit, während Pflanzen dem saisonalen Wechsel unterworfen sind. Die richtige Wahl der Pflanzen gehört zum schwierigsten und verlangt sehr viel Erfahrung, wenn man Wert legt auf Ausgewogenheit und Harmonie. Nun können Sie eigentlich mit der Anlage Ihres kleinen Gartens beginnen. Haben Sie noch Mut dazu? - Klar doch!